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Dieser Blog dreht sich ums Studentenleben in Korea. Die Hauptseite meiner Blog-Welt ist unter folgender Adresse zu sehen:

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Mittwoch, 30. Juni 2010

Wochenlang habe ich mir Sorgen gemacht ueber meine Noten. Mein Stipendium haengt daran, dass ich einen Schnitt von mindestens A- aufrecht erhalte. Wer ein C in den Pflichtkursen erhaelt, ist grundsaetzlich raus aus dem Studium.
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Meine beiden Klausuren (40%,40%) in Parteiensystem waren extrem gut.
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Meine Referate im Hauptseminar waren nicht so doll, aber ich habe mich bemueht. Problem, die Referate sind das einzige Bewertungsmittel.
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Mein Essay in Ideengeschichte war verdammt gut (25% der Endnote), die Endpruefung einigermassen (35%), mein Referat (15%) kleinstmoegliche Arbeit, meine Kurzzusammenfassung (25%) groesstenteils aus dem Internet abgeschriebene wiedergekaeute Gedanken anderer und der Prof. hat es bemerkt.
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Meine Rezensionen (20%, 20%) in Internationale Politik waren extrem gut, mein Referat eines der besten im gesamten Kurs, aber Referate wurden nur beruecksichtigt, wenn man schlecht war. Meine Endklausur war jenseits von gut und boese. Und es ist der Professor, der als "C8" (man spreche es auf Koreanisch aus!) bezeichnet wird, weil er letztes Jahr im gleichen Kurs acht mal ein C vergeben hat (Konsequenz siehe oben - die Leute haben dann mit der Fachbereichsleitung einen Kompromiss ausgehandelt, dass sie den Kurs als "nicht belegt" anerkannt bekommen und ihn wiederholen muessen, aber immerhin weiter studieren duerfen)
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Und dann gab es heute die Noten.
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A, A, A, A+
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Ich fuehle mich ein wenig verarscht, nehme aber die guten Noten mit. Und nein: Es gab nicht ueberall so gute Noten. Auf Facebook heulen sich meine Freunde gerade reihenweise ueber Bs aus. Ich bin doch mehr als zufrieden, nachdem ich im Semester teilweise doch sehr geschwommen habe und mich durch das schlaue Gequatsche der anderen oft beirren lassen habe. Das zieht jetzt meinen Schnitt nach oben, nachdem ich mir im ersten Semester ein B im Pflichtkurs gefangen habe.
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Und mein Plan mit dem Verreisen hat sich schliesslich doch als gut ausgezahlt. Ich hatte Entspannung und habe trotzdem gute Noten bekommen. Es lebe der Mut.
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Donnerstag, 27. Mai 2010

Jeder, der entfernt sozialwissenschaftlich mit Korea zu tun hat, wird eines Tages auf drei Begriffe stoßen. Hagyeon (학연), Hyeolyeon (혈연) und Jiyeon (지연). Die letzten beiden Begriffe beziehen sich auf verwandtschaftliche und regionale bzw. herkunftsbedingte Netzwerke.
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Das erste bezieht sich auf die schulischen Netzwerke, die in Korea bekanntlich sehr gepflegt werden. Das faengt teils schon in der Mittelschule, ganz sicher aber ab der Oberschule an. Die Universitaet und die angeschlossenen Alumniverbaende sind dann der Hoehepunkt des Ganzen.
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Ein grosser Teil dessen, warum es so wichtig ist in Korea an einer Elite-Uni wie den SKY-Unis zu sein, ist genau dieses Hagyeon, das sich in mehreren Weisen ausdrueckt. Zum einen natuerlich der Ruf, den die Uni an sich geniesst. Wenn im Lebenslauf oder auf der Visitenkarte die richtige Uni auftaucht, hilft das.
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Gestern aber habe ich mitbekommen, was das noch beinhaltet. Am Ende einer Sitzung des Studentenausschusses bekamen wir Master-Studenten, bei denen nun das zweite Semester zuende geht, stillschweigend zwei Buecher in die Hand. Ein grosses graues Buch und ein kleines rotes Buch.
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Im roten Buch: Wichtige Persoenlichkeiten aus der Godae, Tipps fuer die Bewerbung, wie man wo reinkommt und wo man jemanden ansprechen kann.
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Im grauen Buch: Namen, Telefonnummern und Adressen aller Absolventen unseres Fachs seit Immatrikulation 1945. Auch die Verstorbenen, hier kann man ja zumindest noch die Verwandten anschreiben. "Vitamin B" in ein Buch gepresst. Und tatsaechlich zeigt sich dann auch, was man schon immer vermutet hat:
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Von Samsung ueber die Meinungsforschung, von Interessenverbaenden bis hin zu Parteien, von Tempeln bis zu marxistischen Forschungszirkeln, ueberall hat unser Fach einen Fuss in der Tuer. Wer spaeter einen Job braucht und den noch nicht von seinem Prof. vermittelt bekommen hat, der hat hier die Ansprechpartner, um sich durchzutelefonieren. Und oft sieht man dann auch die Effekte dieser Buecher, in den Buechern: Stellvertretender Chefredakteur XXX, Redakteur Politik XXX, Redakteurin Wirtschaft XXX usw.
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Das ist, was ich immer sage: Wenn man Dinge in Buechern liest, sie in der Uni lernt, dann wird das archiviert und ist eine Weile abrufbar, bis es ganz weit hinten verschwindet. Aber wenn man es mit so realen, so anfassbaren Dingen verbinden kann, dann merkt man die wahre Bedeutung des Konzepts, das echte Ausmass.
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Sonntag, 16. Mai 2010

Gestern war Tag des Lehrers. Das heisst man trifft sich mit seinem Professor und trinkt. Viel. Ich wusste ja, dass mein Prof. extrem bekannt, anerkannt und vor allem gesellschaftlich oben ist, aber was mich dann beim Gelage erwartete, ueberraschte mich dann doch.
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Man ist ja dran gewohnt, dass viele Menschen in Fuehrungspositionen der koreanischen Gesellschaft Absolventen der KU sind, aber trotzdem war die Zusammensetzung des Gelages dann etwas uebertrieben, weil es ja schliesslich nur ein Prof. ist und er hat im Vergleich zu anderen Profs. an unserer Fakultaet gar nicht mal so viel Studenten.
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Es versammeln sich aber nicht nur die aktuellen Schueler, sondern gerade auch die aelteren Absolventen, die ihre Dankbarkeit fuer ihren gesellschaftlichen Erfolg ausdruecken moechten.
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Und so sassen dann da: Vorstandsmitglied der Industrial Bank of Korea, Vorstandsmitglied Hyundai Capital, Vorstandsmitglied konservative Regierungspartei, Chef Politikabteilung staatliche Nachrichtenagentur Yonhap, Professorin renommierte Universitaet X, Offizier, Forschungsleiter Ostasien-Institut etc. etc.
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Da man aber zwei Konstanten (KU und diesen Prof.) hat, gibt es da ueberhaupt keinen Standesduenkel und man gibt sich auch mit uns ab.
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Aber erst einmal wandern Geschenke fuer den Prof. ueber den Tisch: Alkoholika im Wert von Monatsgehaeltern, auch nicht preiswertere Krawatten und Fueller. Der Alkohol wird dann sofort gemeinsam vernichtet. Ohne Pause. Bis alle voellig kaputt sind und nur der Prof. noch lacht.
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Zwischendurch wird gegessen: 6-8 Gerichte pro Tisch, es wird staendig nachgeliefert.
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Dann gehts ins Noraebang. Die Lieder hier sind anders als ich sie von den Gesangseinlagen mit meinen Freunden kenne. Modernes fehlt voellig, fast jedes Lied ist auf Basis eines Gedichts geschrieben. Zum ersten Mal seit langem kenne ich einige Lieder nicht. Meine Schlagereinlagen kommen aber durchaus gut an. Sogar sehr gut. Mein Prof. kriegt sich gar nicht mehr ein, laechelt mich an und sagt:
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"Da hast du ja was angerichtet....dich lass ich nicht mehr gehen nach Deutschland, du bleibst in Korea"
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Lustiger, erfolgreicher Abend.
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Mittwoch, 24. März 2010

Heute im Seminar mit unserem Betreuer-Professor. Kumpel von mir hat sein Referat nicht richtig vorbereitet, quatscht mehr oder weniger das nach, was der Prof. 10 Minuten vorher gesagt hat.
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Stille.
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Professor: "Entweder ganz die Klappe halten - ich habe mich mit meinem Vater immer nur durch Grunzlaute unterhalten - oder was Richtiges sagen. Du probierst deine Nicht-Aussage mit schoenen Worten zu verkleiden. Das ist die schlechteste aller Alternativen."
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Student: "...."
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Professor: "Du wirfst dem Autor vor, seine Studie falsch designt zu haben. Aber deine Kritik kannst du nicht begruenden. Denke immer, dass du deine Kritik im Zweifel vor dem Autor der Studie verantworten musst und mit ihm diskutieren koennen musst."
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Student: "Jawohl."
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Professor: "Ich habe eine Idee." ...holt sein Handy raus, ruft eine Nummer an.
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"Hallo Professor Mo. Hier ist X von der Korea-Universitaet. Ich habe hier einen Studenten, der einige Fragen zu ihrer Studie hat. Koennten Sie vielleicht naechste Woche in den Unterricht kommen?"
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Einfach nur krass. Aber superlustig. Nur nciht fuer den Studenten. Der muss sein Referat jetzt richtig gut vorbereiten. Die Stunde beschloss der Prof. naemlich mit den Worten:
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"Du weisst, Prof. Mo ist von der Yonsei. Ich lass den hier fuer dich antanzen. Wenn du deine Kritik bis naechste Woche nicht richtig ausarbeitest, blamierst du nicht nur dich und mich, sondern auch unsere Uni. Das erzaehlt der dann 20 Jahre lang an der Uni, dass wir doch nicht die besten in Korea sind."
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Donnerstag, 11. März 2010

Die Gesamtprüfung ist ein Teil des Abschlusses. Ohne bestandene Gesamtprüfung darf man seine Abschlussarbeit nicht einreichen, ohne Abschlussarbeit kein Abschluss.
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Man macht die Prüfung das erste Mal vor Beginn des dritten Semesters. Weil die meisten (je nachdem, wen man fragt etwa 60-80%) beim ersten Mal durchfallen. Man hat allerdings insgesamt drei Chancen, bei der dritten schaffen es dann dem Einvernehmen nach "die meisten".
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Die Prüfung besteht aus Einzelprüfungen in den Nebenfächern (in meinem Fall Politische Philosophie und Internationale Beziehungen) und dem Hauptfach (Vergleichende Politikwissenschaft). Das Problem ist, dass hier wirklich nichts mit Auswendiglernen geht. Alle Professoren reichen jeweils aus ihren Fachgebieten Fragen ein. Einzige Regel ist, dass es in den gemeinsamen Grundkursen behandelt worden sein muss. Nicht im Unterricht, sondern in der Literatur. Die Literaturlisten in den Grundkursen sind zwischen 20 und 60 Seiten lang, es ist schlicht alles drin, was irgendwie relevant ist.
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Fragen können dann sein: "Vergleichen Sie Waltz und Morgenthau" - da sitzt man dann und fragt sich, wie, was und wie lang. Und dann gibt es so Fragen, wo man einen speziellen Begriff gegen einen ebenso speziellen fast gleichbedeutenden erklären muss. Macht auf Koreanisch natürlich besonders Spaß.
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Aber ich bin ganz guter Dinge, dass ich es zumindest im zweiten Anlauf schaffe. Merke im Moment, dass ich zwar immer noch schwimme und keinen festen theoretischen Boden habe, aber sich so langsam die Lücken mit sanften Fäden füllen.
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Dazu dann heute Abend mehr, ich werd mir endlich Mal die Zeit nehmen über die ersten zwei Wochen zu schreiben, haben sich nämlich viele Sachen zum Positiven verändert.
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