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Dieser Blog dreht sich ums Studentenleben in Korea. Die Hauptseite meiner Blog-Welt ist unter folgender Adresse zu sehen:

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Montag, 13. August 2007

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Schoen isses hier
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Falls es jemandem aufgefallen ist - ich war im Urlaub. Falls nicht, ich habe es zwischen lauter Busfahrerei auch nicht mitbekommen. Ich wurde am Samstag Nachmittag ueberredet doch noch ans Suedmeer zu fahren, was ich dann auch getan habe. Und tatsaechlich hatten wir bis Jeonbuk wunderschoensten Sonnenschein.
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Als wir dann in Namhae ankamen, uebrigens die Heimat der Familie Hyeris und des ersten 6-Sterne-Hilton-Luxus-Resorts Koreas, war es dunkel und wir sahen ziemlich wenig von den ganzen Attraktionen.
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Dafuer haute Michel den Spruch des Tages raus als wir vor einem Restaurant standen, das unter anderem so exquisite Dinge wie Moewenfleisch auf der Karte hat: "Dat muss gut sein, die wurschteln schon seit 2006 rum".
Nachdem wir dann auf der wunderschoen neu gemachten Hauptstrasse Namhaes (und viel mehr als zwei kreuzende von diesen Strassen hat Namhae nicht) ein Restaurant suchten, wurden wir fuendig, und zwar beim - wie ich vermute - oertlichen Lesbenverein Namhaes, da Karohemd, kurze Haare und Muetze wohl auch in Korea nicht fuer Weiblichkeit stehen.
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Motel - 10 Euro pro Person
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Unter kamen wir dann in einem Versuch in den abgeranztesten Herbergen des Landes zu schlafen, in einem gespenstischen Haus, das von aussen modern aussah und im Inneren wie die 70er. Nein, ich korrigiere mich, denn es sah nicht aus wie die 70er, es waren die 70er. Wer im Kurs Koreanische Wirtschaft aufgepasst hat, weiss naemlich, dass vor LG-GS die Firma LG kam und laaang davor gab es mal eine Firma namens Goldstar. Der Ventilator in dem Raum haette ins Technikmuseum gehoert. Warmes Wasser gab es auch keines, dafuer aber Fernsehen mit Park Geun-hye wie sie eine Debatte gewinnt. Und dazu ein Patbingsu, das wir uns beim Kimbab-Laden holten, wo wir den Taxifahrer trafen, der uns zuvor mitnehmen wollte. So wie wir auch die beiden Herren wiedertrafen, die im Bus hinter uns sassen. Die Welt ist schon klein, Seoul ist ein Dorf, aber zu Namhae faellt mir nichts mehr ein.
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Aufgeraeumt, ausgestorben, abweisend
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Jedenfalls machten wir uns am naechsten Tag im stroemenden Regen auf ins Deutsche Dorf. Gruslig. Wie ausgestorben, kaum Leute. Wie ueberall auf der Insel Palmen und einige Tropengewaechse und dann stehen da Fachwerkhaeuschen mit Giebeltuermchen rum. Und da wohnen Leute. Mit Gartenzwerge. Als wenn ich daran haette erinnert werden muessen, warum ich Deutschland den Ruecken gekehrt habe. Ueberhaupt finden die Bewohner es gar nicht toll, dass sie gestoert werden und die Geschaefte und das Restaurant, die es mal gab, gibt es nun nicht mehr. Also alles in allem wunderbar.
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Aufgeraeumt, ausgestorben, abweisend - als gaebe es eine bessere Zusammenfassung fuer das Deutschland, das ich nicht mag. Also wenn man schon auf Namhae ist, sollte man es sich angucken, aber auf keinen Fall extra dorthin fahren fuer das Deutsche Dorf allein. Da ist schon das Toilettenhaeuschen auf dem Berg drueber sehenswerter. Was jedoch grandios ist und wohl noch eine Dimension schoener waere, ist die Bucht, ueber der das Dorf thront. Wie ueberhaupt die ganzen Buchten und Einbuchtungen und Kuestenlinien wohl das Paradies waeren, mit mehr Sonne und weniger Regen.
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So sagten wir uns - wie man das bei verregneten Urlauben so tut "Schoen hier", setzten unsere Sonnenbrillen auf und warteten bis auf die Knochen nass, von den Resten des Regenschirms, der bei dem Sturm und Regen vollkommen zerbarst, auf den Bus zurueck nach Namhae.
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Ja sowas, Jinju!
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Am Bus-Terminal machte man uns klar, dass es nichts ist mit Faehren nach Tongyeong und Direktbusse auch nicht. Also mit dem Bus in die Kreisstadt Jinju, dann nach Tongyeong.
Das mit Faehre und Bus war aber aufgrund des peitschenden Regens nicht ganz auseinanderzuhalten, seht selbst:
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Jinju, Jinju..ich wusste, dass mir diese Stadt etwas sagt - ausser schnoeden Kirschblueten. Und tatsaechlich! Als wir ueber den Namgang fuhren, wurde es mir schlagartig bewusst: Festung und so!
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Jinju hat eine der schoensten Festungsanlagen Koreas, direkt ueberm Namgang thronend und mit grosser historischer Bedeutung. Es ist der Ort des aeltesten ueberlieferten Gedichts Koreas, es ist der Ort, an dem General Kim 6 Tage lang dem Ansturm der Japaner standhielt, die mehr als 10 Mal so viele Truppen hatten. Es ist der Ort, an dem sich die Gisaeng Nongae mit einem japanischen General einen Felsen hinunterstuerzte, um ihn zu toeten.

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Ueberhaupt wurde mir auf dieser Reise das Ausmass der japanischen Invasion endlich mal richtig bewusst, nicht nur durch Buecher. Jede Stadt auf dem Weg, die gesamte Kueste, ist voll mit Denkmaelern, Graebern, Schlachtfeldern etc. Die Verwuestung muss unvorstellbar gewesen sein.
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Party mit Admiral Yi, der sich auch nach 410 Mal Hansando-Schlacht noch gut haelt
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Wie schoen die Festung trotz Regen war, davon koennt ihr euch anhand der Fotos ueberzeugen, aber wir brauchten viel laenger als geplant und kamen so zu spaet nach Tongyeong.
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Als wir dort ankamen und unser Billig-Motel, wieder einmal aufgrund Michels Sparplaenen begutachtet hatten und uns umgezogen hatten, bekamen wir von der grossen Siegesschlacht von Hansando nichts mehr mit. Ausser dem kurzen, aber sehr schoenen Feuerwerk, das verkuendete, dass Korea wieder einmal, dieses Jahr zum 410. Mal, gewonnen hat. Und so lief das Boot Yi Sun-shins in den Hafen Tongyeongs ein und die Damen der Stadt machten wie jedes Jahr die Siegesfeier klar.
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Das Jazz-Fusion-Quartett auf der grossen Freilichtbuehne war 1598 allerdings wohl noch nicht dabei.
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Aber zurueck zu den Frauen, die im Rahmen ihrer Aktivitaeten in der Saemaul Undong (einem boooooesen boooooooooooesen diktatorischen Instrument der Park-Aera) absolut kostenlos fuer alle Besucher ihre Kochkuenste spielen liessen.
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Wir wurden foermlich gemaestet. Alles wurde in uns reingestopft, immer noch mehr nachgereicht, alles kostenlos: Reiswein, Reiskuchen, Nudelsuppe, Wuerz-Tofu, Ddokbokki, andere Reiskuchen, Kimchi...Es war ein einziges Fest - grandios. Eines der tollsten Erlebnisse meiner gesamten Zeit in Korea. Wieder mal so viel ehrliche Freundlichkeit, Teilen - und natuerlich der Geschmack von hausgemachter koreanischer Kueche. Grandios.
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Danach kugelten wir uns noch zum anderen Teil des Hafens, dann ins Noraebang und dann ins Bett.
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Yi hier, Yi da, Yi ueberall
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Heute morgen standen wir dann auf und machten noch eine Hafentour in die andere Richtung und besichtigten das Schildkroetenboot von Yi Sun-shin. Ne ganze Menge Platz in dem Ding, aber ne Aircon waer auch damals schon praktisch gewesen. Immerhin gab es vor 410 Jahren in Korea schon hygienischere Toiletten auf dem Meer im Krieg als heute in mancher Bar in Sinchon.
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Danach ging es dann in einen der vielen Gedenkschreine fuer Yi Sun-shin, der sehr schoen angelegt war und einen riiiesigen Bambushain hinten hatte. Das Regenwetter gibt historischen religioesen (selbst konfuzianischen :D) Bauten immer noch etwas Geheimnisvolleres...
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Jedenfalls nahm ich dann um 13:20 Uhr den Bus nach Seoul zurueck und nach ein paar mehr als 400 KM Reise war ich dann auch schon um 18:40 Uhr von meinem Kurztrip zurueck.
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Reisen in Korea macht Spass, selbst im Regen und ich kann stolz verkuenden, dass ich aufgrund guenstiger Autobahnlage ich jetzt sagen kann, dass ich bereits in 15 von 16 Provinzen Koreas war - mir fehlt nur noch Gwangju. Grummel. Aber wie sagte ein guter Freund von mir:
"Nach Gwangju faehrt man als Konservativer sowieso nur mit dem Panzer" und er erkannte erst danach die historische Doppeldeutigkeit seiner Aussage :D
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Wie auch immer, hier wieder fuer die Lesefaulen ein paar Fotos
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1 Kommentare 덧글:

Anonym hat gesagt…

hahah, nach gwangju faehrt man als konservativer nur mit nem panzer... wie geil is das denn! muahaha *kugel*