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Dieser Blog dreht sich ums Studentenleben in Korea. Die Hauptseite meiner Blog-Welt ist unter folgender Adresse zu sehen:

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Donnerstag, 22. Februar 2007

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Orientation Phase I
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Ich bin einfach nur fertig. Hatten heute von 10 Uhr bis 18 Uhr ohne echte Pause den ersten Tag der Einführung. Ich bin so mit Eindrücken beladen, dass ich die Gedanken kaum noch aus dem Kopf kriege. Fangen wir es einmal so an...
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Jedes Land setzt andere Prioritäten. Diese Prioritäten äußern sich dann an verschiedenen Sachen. Meistens kann man diese Dinge in Gebäuden manifestiert sehen. Diktaturen haben meist Paradeplätze und große Militäranlagen. Gottesstaaten bauen gigantische Gotteshäuser. Und konfuzianische Bildungsmeritokratien, deren Existenz ich bisher eher verneinte, bauen sich Universitäten.
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Als ich um 10 vor 10 zur International Hall kam, war bereits eine ganze Menge voll. Wir mussten uns in Schlangen nach Ländergruppen sortiert anstellen. Deutschland war in der Gruppe mit Japan, Hong Kong und der Ukraine. Warum auch immer. Wir waren Gruppe 2. Und als wäre die vor Granit nur so strotzende Eingangshalle nicht schon genug gewesen, kamen wir dann in einen Saal, an dem jeder Tisch eine Mikrofonanlage hatte, Polstersessel, holzgetäfelt. Ich kam schon mal aus dem Staunen nicht heraus. Ich wurde dann in die zweite Reihe platziert und einen KUBA zugewiesen, da ich mich für keinen angemeldet hatte. KUBA ist die etwas deplatzierte Abkürzung für Korea University Buddy Assistant. Für Leute, die kein Koreanisch können und noch nie hier waren ganz nützlich. Bu-hyeong, so hieß unser KUBA hatte aber das Glück mit mir und einer Japanerin eingeteilt zu sein, die fließend Koreanisch sprach. So machten wir uns einen netten Tag, während die anderen KUBAS verzweifelt versuchten so schwierige Begriffe wie "Regierung", "Abendessen" etc. zu übersetzen.
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Der Manager für International Affairs, ein Sunnyboy mit kalifornischem Akzent, Jeff Dong Hyun Jang, führte uns schließlich ein, viel neues gab es nicht, dafür aber einen witzigen Promofilm über die Universität. Einige interessante Dinge waren aber:
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1. Die Godae hat die höchste Beschäftigungsrate aller Universitäten Koreas; 78% aller Absolventen finden innerhalb von 6 Monaten Vollzeit-Beschäftigung in ihrem Fach.
2. Die Godae verfügt über die größte Bibliothek und die meisten Leseplätze Koreas.
3. Und das war wirklich überraschend: Die Godae ist schon jetzt in internationalen Rankings die beste Privatuniversität Asiens (Bye Bye Yonsei ;D).
4. Seit 2001 wurden VIERHUNDERT MILLIONEN US DOLLAR in Ausbau, Umbau und Renovierung des Campus investiert.
5. Bereits jetzt werden 35% aller Kurse auf Englisch unterrichtet; die Godae hat im Moment über 4000 Studenten ausländischer Universitäten; sie selbst schickt etwa 1000 Studenten jährlich ins Ausland.
6. 30% aller Parlamentsabgeordneten Koreas sind Absolventen der Korea University.
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Mit den sonstigen Details will ich euch nicht belästigen, aber jedenfalls habe ich jetzt eine neue E-Mail-Adresse, an die ihr gerne schreiben dürft:
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janjanowski[ät]korea.ac.kr [Danke Marvin an den Hinweis ^^)
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Ich war insbesondere nach dem Werbefilm schon sehr verängstigt, dass das jetzt reine Propaganda wird, aber irgendwie schafft diese Universität etwas, was in Korea ehrlich gesagt selten ist: Ohne großes Gewese Ehrfurcht einflößen. Wenn man die stolzen Eltern sieht, wie sie ihre Graduierten vor dem Hauptgebäude ablichten, wenn man über diesen Campus spaziert und hinter jeder Fassade es nur so von blank poliertem Metall und Granit strotzt, dann kommt dieses Gefühl der Ehrfurcht von ganz allein.
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Aber es ist nicht wirklich Ehrfurcht. Es ist eine Mischung aus Bewunderung, Stolz dabei zu sein und Respekt vor der Leistung. Ich habe eine tiefe Dankbarkeit in mir, dass ich diese ganze Sache erleben darf, ein Teil davon sein darf ohne durch diese Prüfungshölle gegangen zu sein.
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So genug von meiner Gefühlslage, zurück zu den Fakten.
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Die Mensa in der International Hall (eine von einer Menge von Mensen) hat STOFFTISCHDECKEN auf jedem Tisch. Das Essen ist so la la, aber man kriegt es schon sehr gut runter. Aber ein sättigendes Hauptgericht für 2.000 Won (1,60 Euro)? Was will man mehr.
Auf den Toiletten wird Musik gespielt, genauso wie in der "Students Global Piano Lounge", wo die ganze Zeit ein Mann am Klavier sitzt, um den anregenden Gesprächen die angemessene Untermalung zu bieten.
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Überhaupt, diese Mall in der Godae. 24 Stunden geöffnet, 24-Stunden-Leseräume, Erholungszonen, Restaurants, Buchläden und dann kommt man hoch zur Samsung Centennial Memorial Hall und kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Eine riesige Rotunde, Glasfahrstuhl. Ich komm mir die ganze Zeit vor wie auf einem riesigen Flughafen, aber das ist eine UNIVERSITÄT. Irgendwo müssen die die 400 Millionen ja verbaut haben.
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Weiter gehts auf der Campus Tour in die LG-Posco-Hall. Wieder Holzvertäfelung, ein Concierge, Glasfahrstühle, Teppichboden, Flachbildschirme. Ledersessel im Atrium, indirekte Beleuchtung und Marmor. Wurde nur teilweise von LG und Posco bezahlt, den Rest haben die Alumni der Universität hinzugegeben. Z.B. der ehemalige Seouler Bürgermeister oder der Bürgermeister davor oder der davor.
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Wie ist mir in den Wochen bis jetzt dieses Gerede von "Global Leader" auf den Sack gegangen. Einmal in der Global Leader's Lounge gestanden und ich bin ruhig. Hier wird die Elite Koreas geboren. Die Elite Koreas ist in einer globalisierten Welt auch ein Teil der globalen Elite. Ich bin einfach mal ruhig.
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Hatte ich schon die neue Sporthalle erwähnt? Fasst 7000 Zuschauer.
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Irgendwann war es dann 16:20 und wir mussten den Korean Placement Test machen. Ich dachte natürlich, Korea, also stures Ankreuzen von Fragen etc.
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In einem "Seminarraum", der aussah wie der Landtag eines größeren deutschen Bundeslandes, wurden wir versammelt und dann in Gruppen eingeteilt.
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Die "Guten", also ich, 3 andere weißhäutige und etwa 40 Japaner und Auslandskoreaner mussten dann alle ein Einzelgespräch mit einer der 8 Professoren (Professorin in schwarzem Kostüm in meinem Fall :D) führen, wodurch unsere Hintergründe etc. ein wenig beleuchtet wurden. Ich glaube diese Universität nimmt ihren Slogan "Leaving behind Korea for Korea" echt Ernst. Alle supernette, adrett gekleidete Damen, sehr gutes Englisch. Ich glaub da wird der Unterricht Spaß machen.
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Das wären erst mal die neuesten Nachrichten. Ich falle jetzt (Ortszeit 18:37) glaub ich tot ins Bett. Morgen ist der zweite Teil der Prozedur; dann kriege ich endlich mein Bankkonto bei der Hana Bank (deren Vorstandsvorsitzender Absolvent der Godae ist...welch Zufall), meine Studentenkarte etc. Mit dem koreanischen Konto kann ich dann endlich ein Handy kaufen gehen und bin erreichbar. Freude Schöner Götterfunken. Bis nächste Woche bin ich dann wirklich ein Mensch ;)
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Semester fängt doch erst am 5. März an; den Freitag nach dem Samil-Feiertag haben sie uns geschenkt.
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Ach ja, eines noch: Zum Kulturunterschied Korea und Japan. Bei der Einführung unterhielt sich ein KUBA mit seiner japanischen Studentin. Er fragte sie, was sie studiere. Sie sagte, das sie Koreanisch studiere, versprach sich dabei aber ein bisschen. Daraufhin meinte er als Scherz, warum sie dann so schlecht Koreanisch spreche. Woraufhin sie anfing 30 Minuten (keine Übertreibung) am Stück rumzuheulen...Werden diese Kulturen es je schaffen auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen ;)
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5 Kommentare 덧글:

Anonym hat gesagt…

Verschleiere mal deine Email-Adresse, also etwa "janjanowski [ät] korea.ac.kr", sonst hast du bald jede Menge Spam.

Anonym hat gesagt…

Nun ja, wann wurde die koreanische Halbinsel von Japan noch mal annektiert? Da waren sie auf einem gemeinsamen Nenner hähähä


Blöde Japanerin, soll aufhören zu heulen. Kleine Puddingbrumse!


Tom

Anonym hat gesagt…

nö! wieso sollten sie? Korea gelang es wie keiner anderen nation in asien, tradition und fortschritt optimal miteinander zu kombinieren. für einen grund halte ich die mentalität der menschen, die ich kennen lernte. japsen hätte ich dich nie anvertraut, bei meinem geschichtsbewusstsein, sinn für gerechtigkeit und meiner liberalen gesinnung!!! ich denke, dass ich mit dem taekwondo-kurs, in den ich dich einst steckte, meinen teil dazu beitrug, dass du jetzt dort steckst, wo du bist und dich wohlfühlst...
und dh hier ohne dich nicht mehr das sind, was sie mal waren... mea culpa! deine mama

Anonym hat gesagt…

der piano-man sitzt da nicht immer - das weiß ich aus erfahrung.. da dürfen alle ran..;o) aber wirklich sehr schöne uni... ich weiß... bist du dann auch irgendwann mal nicht in der uni??*hihi* bis samstag!

Gomdori@KU hat gesagt…

ja klar, heute habe ich auch nicht so lang..nur registration...introduction to student housing um 14 uhr und workshop for seoul life um 16 uhr kann ich mir glaub ich schenken..lol...aber das kostenlose Mittagessen nehm ich natürlich noch mit ^^;;

Wegen Samstag red ich noch mal mit Aengdoo...angedacht war 18 uhr, ausgang 4, shinchon