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Mittwoch, 11. Juni 2008

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Bilderrätsel
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Was ist auf dem obigen Bild zu sehen?
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a) Die Parade zu Buddhas Geburtstag 2008
b) Erster autofreier Sonntag in Seoul
c) Die größte Antiregierungsdemo seit der Demokratisierung 1987
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Richtig ist natürlich Antwort c und so wenig ich aktiv mit den Zielen und Beweggründen der meisten dieser hysterisierten Menge übereinstimme - für diese Unfähigkeit und Sturheit, die Lee über Monate an den Tag gelegt hat, hätte er es verdient, vom linken Mob aus dem Blauen Haus gejagt zu werden.
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Jetzt wurde das Regierungsviertel mit Schiffscontainern umstellt, damit genau dieses verhindert wird. Aber ob das so klug ist? Die Koreaner gehen damit um, wie sie es immer tun: Kreativ und unkonventionell. Sie sehen da eine neue Berliner Mauer und dekorieren sie mit Plakaten, koreanischen Flaggen und Graffiti-Motiven.
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Inzwischen würde ich die Chancen für einen Rücktritt Lees bei ca. 45% ansiedeln. Sein gesamtes Kabinett plus Ministerpräsident treten diese Woche zurück. Seine engsten Vertrauten, die Präsidialsekretäre (so etwas wie das Küchenkabinett des Präsidenten) haben teils um ihn zu schützen, im Falle Park Yeong-juns aber auch aus offener Verärgerung und Protest, ihre Ämter niedergelegt. Aus der Partei erschallt wieder der Ruf nach Frau Park - sie solle die Regierung retten. Auflösungserscheinungen wie in einer Bananenrepublik.
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Und doch: Die wenigen Zusammenstöße mit der Polizei, das große Engagement von NGO's und sonstigen Mitteln der Zivilgesellschaft, die ausführliche Berichterstattung in den Medien, die frei über alles berichten können, die große Internet-Kultur, das alles zeigt, dass die Demokratie eben nicht "stirbt", wie es die Linken schreien - gerade, dass ich in Deutschland alles so direkt mitbekommen kann, wenn ich nur ins Internet gehe, zeigt ja, dass die Demokratie nicht stirbt, sondern sie im Gegenteil gerade erblüht. Ich sage ja nicht, dass all diese Demos gut sind, aber die Macht, die das Volk in Korea hat, die Angst, die der Herr Präsident hat, die Vorsicht mit der auch konservative Zeitungen über die Proteste berichten - das alles zeigt sehr gut wie sehr doch das Volk herrscht in Korea. Und eben nicht nur zu Wahlzeiten, sondern Wähler können sich auch irren und ihr Votum bald zurücknehmen wollen. Zu den formalen Aspekten wie Amtsenthebungsverfahren oder Rücktritt etc. muss man sich erst einmal nicht äußern. Aber die mediale Präsenz der Demonstranten zeigt doch, dass die Stimme des Volkes wahrscheinlich lauter gehört wird als dies je in der koreanischen Geschichte der Fall war.
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So musste mal raus.
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Update 3:13: Apropos raus: Jetzt ist die Bombe tatsächlich geplatzt. Lee Myeong-bak hat Park Geun-hye sein Angebot übermittelt, seine Premierministerin zu werden. Premierminister Han solle die Fleischkrise weiterverhandeln und die Schuld auf sich nehmen, Park dürfe sich ihr Kabinett mit Personen zusammenstellen, die zur Wiedererlangung des Vertrauens der Bevölkerung geeignet sind. Park selbst hat bisher nichts verlautbaren lassen. Das könnte die spannendste Entwicklung seit Langem werden: Quasi ein konservatives Gegenkabinett zum anders-konservativen Präsidenten, eine halbe Kohabitation, freiwillig gewählt, um das Land nicht den Linken zu überlassen. Ob das klappen kann? Und ob sich Park für derlei Planspiele hergibt?
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Abwarten
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