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Dieser Blog dreht sich ums Studentenleben in Korea. Die Hauptseite meiner Blog-Welt ist unter folgender Adresse zu sehen:

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Dienstag, 19. Juni 2007

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Mir gehts gut
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"Hallo, mir geht es gut. Das Wetter ist gut und das Essen sehr lecker. Das Hotel ist in Ordnung und ich habe viel Spass. Liebe Gruesse, Jan"
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Alle, die eine etwas detailliertere Postkarte haben moechten, bitte weiterlesen.
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Abschied
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Nachdem ich heute morgen um 10 endlich einen Schluessel bekam, packte ich in sengender Hitze (in Seoul heute offiziell 33.6 Grad, morgens schon nicht viel weniger) meine Sachen und ploetzlich war das Zimmer wieder weg. Die Putzfrau, von mir auch liebevoll "Der Teufel mit der Dauerwelle" genannt, heulte fuer ihre Verhaeltnisse fast und brachte es uebers Herz zu sagen, dass ich ein guter Gast war und ich mal wieder vorbei kommen solle. Dazu duerfte auch mein dezenter Hinweis beigetragen haben, dass ich im Zimmer noch ein paar Haushaltstuecher und Flaschen und so hinterlegt habe, falls die irgendjemand noch gebrauchen kann.
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Jedenfalls fiel die Schiebetuer hinter mir zu und ich stand auf der Strasse. Offiziell obdachlos.
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Samsung? Besser nicht!
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Taxi, U-Bahn waere Selbstmord. Dann Technomart. Technomart boese. Grosses Hochhaus. Viele Geschaefte. Alle Kameras. Jan erliegt Versuchung.
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Im Geschaeft fuehrte ich mich dann auf wie eine Frau beim Autokaufen: Meine Kamera soll schwarz sein und von Samsung. Immerhin habe ich dann noch alibimaessig die Megapixelfrage gestellt von wegen Schwanzlaengenvergleich und so.
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Da erklaerte mir der Herr Koreaner-Kamerafachverkaeufer doch tatsaechlich, dass Samsung schlechte Qualitaet hat und nur gutes Design (ja weiss ich..meine Kamera war auch so...)
Also hat er mir nen anderes Modell mit aehnlichem Design gezeigt und die war komischerweise auch nur zwei Drittel so teuer. Noch ein wenig runtergehandelt. Genau genommen um 20 Prozent plus Ersatztasche, Ersatzbatterie und Memorychip.
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Ich wurde schliesslich von nicht wenigen genervt, dass ich in Urlaub fahre und keine Kamera mitnehme, das gehe ja nicht so. Ihr habt Recht. Ich haett mich in den Arsch gebissen, aber dazu kommen wir jetzt.
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Die Fahrt
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Bus rein, Bus raus - Zwischenstopp in Pyeongchang - Olympiaaustragungsort 2014...noch nicht ganz, aber der Koreaner baut trotzdem schon mal auf Vorrat. Total uebel. Da wird alles modernisiert. Jedes kleine Reisfeld kriegt ne neue asphaltierte Strasse, von der Autobahn und allem gar nicht zu sprechen. Die nehmen das ernst. Ueberall Flaggen, Werbung etc. Beeindruckend.
Ueberhaupt, die ganze Region - normalerweise nicht gerade als Wachstumsmotor Koreas bekannt (Gangwon, insbesondere der Osten Gangwons wird vom gemeinen Restkoreaner als sowas wie Ostfriesland nur mit mehr Bergen und Kartoffeln angesehen)
Jedenfalls blueht es hier an jeder Ecke - kein Vergleich mit Seochang, wo zwar auch ne Menge gebaut wird, aber hauptsaechlich betoniert.
Gangwon ist toll. Als wir dann auf dem hoechsten Autobahnpunkt Koreas ankamen (ca. 1300 Meter) drehte ploetzlich wie im Koreanistik-Bilderbuch das beruehmte Daegwallyeong-Wetter...Alles neblig, kaum Sicht auf der Strasse (vorher blauer Himmel, Sonnenschein, 30 Grad). Man kommt ueber die Kuppe und ploetzlich sind da Wolken, es ist 10 Grad kaelter und man sieht das Meer kaum, so neblig ist es selbst noch auf 700 Metern.
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Japanisches Mee...ehm..Ostmee....mhh.. Pazifik ^^
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Ja, irgendwann war ich dann am Meer und es war eine seeehr gute Entscheidung nicht in Gangneung zu bleiben, wo gerade vollkommen ueberfuellt das UNESCO-Weltkulturerbe Danoje ist, ein Fest bzw. Ritual und Theaterstueck...Vielleicht im entferntesten zu vergleichen mit den Passionsspielen in Bayern, nur dass das hier eben Weltkulturerbe ist. Hat mich trotzdem nicht interessiert. Zu viele Menschen.
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Ich bin weiter nach Gyeongpo, einem wunderbaren kleinen Staedtchen. So richtig, wie ich mir das vorstelle. Einige alte Pavillons und Anwesen, einen Sandstrand, eine Fresspromenade mit billigen Motels (jedenfalls dafuer dass kurz vor Hochsaison ist ^^) und das Geilste. Nach hinten raus ein riesiger See. An der schmalsten Stelle liegen zwischen See und Meer nur 50 Meter. Fantastisch, aber dazu gleich.
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Habe dann ein sehr gute Motelzimmer bekommen und erst Mal geduscht. Hatte ich erzaehlt, dass ich natuerlich auch seit dem Saufen nicht geduscht hatte...Lecker ^^
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Playboy und pupswarmes Wasser
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Nacheinander. Ich musste feststellen, dass koreanische Pornokanaele langweilig sind. Playboy TV Korea hat so ein paar Produktionen, da muss man einfach nur lachen. Die erzaehlen richtige Geschichten. Und alle paar Minuten zieht sich mal eine Frau in der Dusche aus.
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Ich denke am besten beschreibt die Faszination dieses Pornos, dass ich zwischendurch beim Zappen durch den Playboy-Kanal immer Angst hatte etwas beim Uni-Volleyball-Finale zwischen der Hongik und der Kyunghee zu verpassen. Ja. Sagt doch alles oder?
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Jedenfalls ging es dann raus zum Strand. Strand ist..naja..Sandstrand, aber komisch. Sehr grobkoernig. Natuerlich ein wenig vermuellt, wie das in Korea so ist, aber nicht, dass es gross stoert. Wasser......azurblau...Durchsichtig klar..kein Wellengang, die Sonne kam raus.........meine Fuesse im Pazifik, Beautiful Korea von Soria im MP3-Player....................da war es wieder.....dieses "boah motzt ihr doch alle ueber Korea, ihr seid alle Moppelkotze"........Am Strand entlang zum Hauptplatz des Staedtchens.
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See sehen
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Der See sah seeehr gross aus. Sehr gross. Gluecklicherweise war da ein Fahrradverleih. Ich erinnerte mich langsam daran, dass da mal was war. Man kann auch auf 2 Raedern vorwaerts kommen, ohne Motor. Wie wusste ich natuerlich nicht mehr genau, aber ich fand es bald raus, auf dem Ruecken eines koreanischen Drahtesels mit gigantischen 7 Gaengen. Leider kam ich auf der ersten Strecke kaum zum Strampeln, weil alle paar Meter ein Pavillon, Haus, Anwesen, Gedenkstein und sonstwas rumstand, was dokumentiert werden musste.... Meine Bildungsreise hat etwas gebracht. Das Yeongdong-Dancheong ist tatsaechlich anders als das westlich des Daegwallyeong. Aber dazu ein anderes Mal mehr :P
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Jedenfalls ist dieser See soooo toll. Wunderbar angelegt, mit so viel Bedacht, Liebe zum Detail, schoene Haeuser am Rand....Reiher fliegen in der untergehenden Sonne ueber Reisfelder....kleine suesse Figuren, Hanok-Toilettenhaeuschen, kleine Plattformen, Suempfe, Oeko-Teiche, Goldfischteiche am Ufer....sooo viele Details, alles im Vorbeifahren. Tat mir fast leid.
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Das ist irgendwie die Sache. Wenn die Koreaner ueberall mit so viel Bedacht handeln wuerden wie in solchen einzelnen Projekten - Deutschland waere laengst ueberholt. Diese koreanische Detailliebe, Humor, Verspieltheit - sagenhaft schoen, aber wenn man am Horizont dann doch wieder Apartmenthaeuser Marke Streichholzschachtel sieht, dann weiss man, dass noch ein langer Weg zu gehen ist.
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Wie auch immer, tiefe Gedanken zur soziooekonomischen Entwicklung der Republik Korea im qualtitativ wie quantitativen Vergleich zu anderen Industrienationen wichen bald wieder einem "boah is das cool". Nach knapp 2 Stunden Fahrradfahren hocke ich jetzt wieder im Doerfchen Gyeongpo..noch immer den Duft von Maisfeldern, See und Meer in der Nase...
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Werde jetzt das erste Mal seit 16 Stunden etwas essen und vielleicht nach inzwischen 28 Stunden ohne Schlaf auch einfach mal frueh schlafen gehen - und morgen wieder ein Fahrrad und zum "Haus am Schwarzen Bambushain", einem der beruehmtesten Anwesen Koreas fahren.
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