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Dieser Blog dreht sich ums Studentenleben in Korea. Die Hauptseite meiner Blog-Welt ist unter folgender Adresse zu sehen:

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Freitag, 9. Februar 2007

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Darum Koreanistik 제가 한국학 배우는 이유

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Der Grund, warum ich Koreanistik studiere und nicht etwa Japanologie? Ich bin froh Ihnen heute "Gedächtnisprotokoll einer Japanologie-Vorlesung" vortragen zu dürfen.
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13:00 Uhr, ich steige nach überstandener Koreanischklausur aus meinem Auto, bereits auf dem Weg zum Raum steigen mir die ersten Geruchsschwaden entgegen. Hanf mischt sich mit Achselschweiß und auch wenn man die Raumnummer nicht kennt, man SPÜRT einfach, wo dieser Raum ist, wo gleich Japanologie stattfinden wird. Ein intensives Geruchserlebnis begleitet von diversen Haarfarben (das Farbspektrum reicht von ausgeblichenem altrosa bis zu neongrün, doch dazu später mehr) weist den Weg in den vollkommen überfüllten Raum.
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Warum genau hier so viele Menschen rumsitzen, weiß ich nicht. Sehen alle gleich aus: Lange schwarze Mäntel, lange schwarze Kleidung, lange schwarze Gesichter. Sicher einige sind noch hässlicher als andere, aber im großen und ganzen sind diese Unterschiede zu vernachlässigen.
Ebenso wie eine Bekanntmachung mit diesen Leuten, denen in ganz großen Lettern auf der Stirn geschrieben steht "Ich studier MANGA und ich HASSE dich".
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Es ist kein Platz mehr in der Koreanistenecke frei. Ich sitze mit Tom und Su-yeon an einem Tisch, zwischen beiden, was mir Sicherheit verschaffen sollte, doch im Nacken sitzen Japanologen und vor uns wie zu einem Versuch in der Skinnerbox aufgereiht, hockt dort alles, was der liebe Gott normalerweise rechtzeitig verhindert.
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Ich jedoch lasse erst einmal lässig Big Mama laufen. Vor mir erschrecken sich die buntbefleckten S7-aus-Ahrensfelde-Freunde, hören sie doch zum ersten Mal in ihrem Leben richtige Musik. Wer will ihnen die irritierten Blicke verwehren, rotten sie sich doch schnell wieder zu dem für sie typischen Knäuel zusammen. Ein bisschen irritierend ist das Mädchen mit den kurzen grünen Haaren jedoch schon, das sich unter meinem Tisch breit gemacht hat. Immer wieder kräuselt sich ihr Fell - ich meine...ihre Felljacke - an meinen zarten Knöcheln und bereitet mir kalte Schauer. Bin ich schon infiziert? Ich versuche zu zeichnen, doch ich kann noch Menschen zeichnen ohne überdimensionierte Augen und angezogen. Dem Himmel sei Dank.
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12 Uhr 18. Der Dozent versucht den Unterricht zu beginnen. Tatsächlich hören ihm einige Menschen zu. Noch 87 Minuten überleben. Ich schaffe das. Ich habe starke Freunde an meiner Seite, doch Toms Gesichtsausdruck lässt mich zweifeln. Ist es zu überleben oder gebe ich mich einer schönen Illusion hin?
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12 Uhr 32. Die tödliche Gewissheit kommt in Form eines Wesens, nicht Mensch nicht Tier in mein Sichtfeld, nachdem Tom mich darauf hingewiesen hat. Ein weibliches Wesen soweit ist klar, doch warum hat es zwei unterschiedliche Augenfarben?
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12 Uhr 48 Ich muss mein Schreien unterdrücken. Ich flüstere mit tränenunterdrückter Stimme Tom zu "Guck mal die lausen sich". Und tatsächlich. Das Männchen hat sich aus der innigen Umarmung des weiblichen Wesens gelöst, um nun in ihren Haaren nach einer Mahlzeit zu suchen.
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12 Uhr 52 Ich muss den Blick abwenden. Gesellschaftsstruktur, Ehe, Kernfamilie. Was will der Typ von uns.
13 Uhr 04 Yori!!! Botin aus einem fernen, hellen Universum namens Koreastudien-Institut, kommt und verstärkt die Phalanx gegen das Böse. Einer der grünen Trolle vor uns rückt ihr zu nahe und Yori verscheucht es mit einem Blick der seines gleichen sucht.
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13 Uhr 08 Das rosa-schwarze Mädchen aus Hohenschönhausen, das ihr Nest vor uns aufgebaut hat, ist an der Reihe die neuesten Musikzeitschriften aus Tokyo durchzublättern. Ein "Boah der hat ja ein neues Tattoo geht durch die Reihen". Sofort nimmt die Bande ihre Stifte zur Hand und beginnt zu zeichnen oder das was sie dafür halten. Da die Wesen keine Tische haben, kritzeln sie, wo es eben gefällt. Auf sich selbst, auf die Wände oder halt auf unserem Tisch.
Das rosa Mädchen könnte unsere Sprache verstehen. Ich gucke Tom an, ich gucke ES an, es scheint zu verstehen und nimmt den Notizblock auf dem bereits einige Konturen gekrakelt waren, wieder zu sich.
13 Uhr 30 Wieder einmal hat die Gesprächslautstärke der noch immer vor uns nistenden Wesen, die sich auch mit einigen gezielten Tritten nicht verscheuchen lassen ein Niveau erreicht, das es dem Dozenten unmöglich macht, fortzufahren. Auch, dass er sich vor ihnen aufbaut, scheint sie nicht zu stören und sie diskutieren weiter, warum der J-Pop-Sänger Mainemushi Kratsimachi heute seine Haare nach links gekämmt hat. In Anbetracht der abstoßenden Situation bringt der Dozent nur ein "Oh ein Spatzennest" hevor, das durch mein "Könnt ihr endlich mal eure Schnauze halten" in seiner Wirkung verstärkt wird. Spatzennest......oder sagte er vielleicht doch Spastennest? Wer könnte es ihm verübeln...
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13 Uhr 32 Ein breites Manga namens Wanda, das am anderen Ende des Raumes sitzt, hat sich die Haare mit rosa Strähnchen verschönert. Yori wendet ein, dass dies bereits seit einigen Wochen so sei. Wir einigen uns auf ein Unentschieden.
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13 Uhr 34 Es reicht. Tom und ich beginnen Online-Poker zu spielen. Die Treptowkokken hinter uns kommentieren die Lage mit einem bemerkenswert scharf analysierten "Die spielen Poker".
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13 Uhr 35 Familienstruktur, Kernfamilie, Sozialsystem... Fold! Fold! Boah Tom du Hure, ich hätt gewonnen!
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13 Uhr 36 Tom, weißt du eigentlich, was die Deutsche Jungfrau ist?
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13 Uhr 38 Nun haben sich die Zungen unseres Buntaugen-Kois mit dem nicht definierbaren Wollhaufen, den es seinen Gefährten nennt endgültig verhakt. Hoffnung ist nicht in Sicht.
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13 Uhr 40 Der Dozent erzählt etwas von japanischen Kriegsgefangenen, die ihren eigenen Krieg geführt haben..20 Jahre nach Kriegsende. Einige der Mangastudenten wachen auf...hat Japan den Krieg vielleicht doch noch gewonnen? Die Spannung ist zum Zerreissen.
Der letzte japanische Soldat hat noch nach Kriegsende einige philippinische Sicherheitsbeamte erschossen. Haha, witzig. Der Raum bricht in Lachen aus, ist ja witzig. Der hat paar Menschen umgebracht, weil er dachte es is noch Krieg. Haha. witzig. haha. Holocaust witzig. Haha.
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13 Uhr 48 AUS, AUS, AUS. Das Spiel ist aus, meine Nerven am Ende. Und wieder einmal weiß ich als ich unter Tränen den Saal verlasse - DESHALB studiere ich Koreanisch.
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6 Kommentare 덧글:

Anonym hat gesagt…

Grüne-Haare und Kadettenschnitt. 3 Millimeter waren nichts dagegen.


Und der Weise sprach: Der weint wird seiner Wut Herr.


Viel Glück Jan!


mfg,

Tom *ggggggggg*

Gomdori@KU hat gesagt…

Ich möchte weinen, aber ich kann es nicht.
Ich möchte lachen, aber ich kann es nicht.

Gebt mir meine Seele wieder ihr Manga-Opfer!

Anonym hat gesagt…

Ich vergebe dir - weine
Ich verstehe dich - lache
Ich erhöre dich - nimm deine Seele


Mangababsen, wobei "Babse" schon etwas positives auszudrücken versucht, oder?


Tom

Gomdori@KU hat gesagt…

Babe is positiv, Babse is die Negativform..sowas wie der Kausativ, aber das lernst du erst im 5. Semester ;)

Anonym hat gesagt…

Wie gut!!!

Jaja ich studiere Manga XD

Sau goil schick den Bericht ner Zeitung oder nem Buchverlag XDDD
damit wirst du Weltberühmt....selten so gelacht XDDDD

Anonym hat gesagt…

männliche form von babe: BABA
merkt euch das ;-) *gruss an nash bridges*

hab mich auch schön weggepackt beim lesen, aba der vergleich mit holocaust hätte nicht sein müssen, passt absolut nicht.