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Montag, 28. Juli 2008

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Barbaren nutzen, um die Barbaren zu regieren
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Dieses chinesische Sprichwort fiel mir schmunzelnd ein als ich am Samstag mit meinem Neffen und Nico aufs Deutsch-Amerikanische Volksfest ging und wir nach einigen Runden vor einer Attraktion namens "Live Boxen" stehen blieben und schließlich allen Ernstes 5 Euro ausgaben, um uns das anzuschauen.
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So wie das ganze Fest nicht mehr das ist, was es einmal war, verkommen ja auch die Attraktionen immer mehr. Das amerikanische Dorf mit Spezialitäten, wo sich früher die sogennanten "Besatzer" mit den "Besetzten" bei lecker Burgern verbrüderten, ist ebenfalls nur noch ein Schatten seiner selbst, wie als Symbol der allgemeinen deutsch-amerikanischen Beziehungen.
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Diese Attraktion aber, um zum Thema zurückzukommen, war neu und innovativ. Wie geschaffen für eine Gesellschaft, die immer mehr proletarisiert. Denn der Prekarier merkt wohl vor lauter Ego gar nicht, dass er ausgenutzt wird. Quasi ein perfides Abbild unserer Gesellschaft.
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Man kann sich nämlich freiwillig für Kämpfe gegen echte Boxer melden und wer durch K.O.-Sieg gewinnt, erhält eine Prämie, je nach Stärke des Gegners. Kein Wunder, dass sich die versammelte Bildungsfernheit Kreuzbergs und Neuköllns darum kloppte, verkloppt zu werden, getrieben von der Aussicht auf eine neue XBox und Goldkettchen.
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Dass sich dieses Spektakel die gutbetuchte Zehlendorfer Gesellschaft nicht entgehen lassen möchte, ist klar und so scheint diese Attraktion ein perfektes Unternehmen zu sein. Eigenkosten sind eigentlich nur 5 mittelmäßige Berufsboxer aus dem Ostblock und ein Zelt. Einnahmen dafür geschätzte 400 Euro pro Stunde, wenn man mal nachrechnet.
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Das ganze wäre noch interessanter, wenn die Prekarier wenigstens von ihrem hohen Ego-Ross heruntergeprügelt würden, aber da die Berufsboxer pro Tag bis zu 10 Kämpfe haben, tänzeln sie die wild rumprügelnden Kampfmaschinen eigentlich nur aus. Dadurch ist es ziemlich langweilig für die Zuschauer, die ja zum Teil auf den Underdog zählen oder so wie ich und der Durchschnittszehlendorfer mal aus sicherer Entfernung sehen wollen wie Hüseyin aus Kreuzberg so richtig auf die Fresse kriegt.
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Ebenfalls wie im richtigen Leben, sind dann am Ende die Glücklichen vor allem die Prekarier, die ihre 2 Minuten Ruhm im Leben hatten und dafür nicht mal zu Britt, Vera oder sonstigen Talkshows mussten und natürlich der Betreiber, der ganz ohne Anstrengung 5 Dumme gefunden hat, die ihm in der kurzen Zeit ganz freiwillig und ohne das Prinzip zu kapieren, mehr Geld bescheren als diese in ihrem ganzen Leben durch echte Arbeit verdienen werden. Schöne neue (alte) Welt!
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2 Kommentare 덧글:

Anonym hat gesagt…

ein text wie er auch nur von einem zehlendorfer hätte kommen können... ich hatte das gleiche übrigens in thailand gemacht und mich da beim thaiboxen vermöbeln lassen, aber auch wenn es ein zehlendorfer gar nich zu glauben vermag: es macht spass.

Tom hat gesagt…

Ich als Zehlendorfer (Durchschnitts-) kann solch einem Spektakel absolut gar nichts abgewinnen. Weder auf der Prügelnden noch auf der Zuschauenden Seite. Ich find das einfach nur niveaulos und wenn ich Erkan&Hüsyin jemand verkloppen sehen möchte, dann steig ich in die U7 an einem Samstag und mache einen lustigen Familienausflug Richtung Neukölln...