: : : : : : : : : :[GOMS NOTIZEN]: : : : : : : : : :
Dieser Blog dreht sich ums Studentenleben in Korea. Die Hauptseite meiner Blog-Welt ist unter folgender Adresse zu sehen:
Freitag, 27. Juni 2008
.
Das 14-Millionen-Karussell
.
Deutschland hat gestern mal fussballaesthetisch schlecht gespielt und ist trotzdem weitergekommen, hat somit also seinen Platz im Finale. Aber interessiert hat es mich nicht wirklich, denn zwar ist "was zählt auffem Platz", aber der Platz, um den es bei mir ging, der sollte sich erst heute vorentscheiden.
.
Vorgeschichte
.
Vor einiger Zeit hatte Dr. Brochlos einige Studenten angesprochen, da das staatliche KLTI (Korean Literature Translation Institute 한국문학번역원) in diesem Jahr seine Akademie durchführen wollte und hierfür noch einige deutsche Studenten für den Koreanisch-Deutsch-Intensivkurs suchte. Insgesamt war zunächst von deutschlandweit 10 Plätzen die Rede für die es zu wenig Bewerber gäbe.
.
Ich, kurz vorm Abschluss und meine Zukunft abwägend, fand, dass dies eine tolle Überbrückung zu einem Master-Studium sei - zumal es gut bezahlt ist, meine Übersetzungskompetenz verbessern würde und mir ein wenig Auszeit vom Uni-Alltag geben könnte. Also überlegte ich mir als einer von dreien ernsthaft für die Plätze zu kandideren. Kann ja nicht so eine große Konkurrenz sein.
.
Der Schock
.
Heute dann das "Vorstellungsgespräch". Während es wohl ursprünglich so vorgesehen war, dass Vorstellungsgespräche einzeln geführt werden sollten, kam Herr Kwon erst einmal 20 Minuten zu spät und stellte uns dann die Programme vor. Er entschuldigte sich auch prompt für die Falschinformationen, die wir so gehört haben und korrigierte:
.
Bachelor muss man schon haben. Uff. 3 Plätze für Deutsche aus Deutschland, 7 für Koreaner mit Deutsch-Hauptfach aus Korea. Uff Uff. Schon 3 Bewerber aus Bonn, evtl. einer aus Bochum evtl. einer aus Frankfurt. Uff Uff. Da waren wir erst einmal baff.
.
Die Wende
.
Doch dann taten sich alle Götter, Engel, Boddhisattvas und sonst noch was zusammen und es fielen die Worte, auf die ich gewartet hatte:
.
"Also für die anderen sehe ich keine Chance, aber im Falle von Jan können wir das wohl regeln. Ich bitte die anderen sich nicht zu bewerben, da es aussichtslos wäre."
.
Ich war vollkommen ausser mir, liess mir aber nichts anmerken. Die nächste Stunde ging es dann eigentlich nur darum, dass Herr Dr. Brochlos versuchte Herrn Kwon in Anbetracht der Missverständnisse doch noch ein paar Möglichkeiten für die anderen herauszulocken, was immerhin mit einem Praktikum für Ju-A endete, was mich sehr freut. Hatte mich mit Ju-A ja schon am 1. September zu Red Mango in der COEX Mall in Gangnam verabredet, um unseren ersten Tag in der Akademie zu feiern. Grins. Zumindest sind wir jetzt jeden Tag im gleichen Gebäude.
.
Trotzdem bin auch ich noch längst nich angenommen. Bis 11. Juli muss ich eine umfangreiche Bewerbung schreiben, dann wird ausgewählt. Da ich der einzige Bewerber aus Berlin bin, habe ich extrem gute Chancen, aber man weiß nie. Es sind viele Faktoren abhängig, so z.B. sogar die Bewerbungslage aus den USA und Frankreich, denn wenn z.B. dort jetzt super viele gute Studenten sind, kann es sein, dass ich nicht genommen werde. Genauso wird es spannend zu sehen, wer sich letzten Endes nun für Deutschland bewirbt. Aber auch hier sind meine Chancen gut, da ich wie gesagt der einzige Berliner bin, worauf - wie Herr Kwon versicherte - geachtet werden wird, da man über ganz Deutschland verteilt Bewerber nehmen möchte.
.
Die nächste Überraschung
.
Das nächste geniale ist, dass das Stipendium im Gegensatz zu meinen früheren Stipendien das ganze Jahr über gezahlt wird, d.h. auch in den Ferien UND sogar einen Monat vor Studienbeginn und einen nach Studienende. Verpflichtungen gegenüber dem KLTI? Da sein, zuhören. Mehr nicht.
Das hätte ich mir im Leben nicht träumen lassen und so gilt es nun nur noch eine tolle Bewerbung zu schreiben und gute Letter of Recommendation zusammenzusuchen.
.
Wie mein Gespräch mit Dr. Brochlos heute ergab, scheint meinem Abschluss dieses Semester wirklich nichts mehr im Wege zu stehen. Nur noch Formalien, die zu regeln wären, aber keine Probleme mehr machen können. Ich bin doch sehr euphorisch gerade.
.
Curriculum & Konzept
.
Auch das Curriculum hört sich verdammt spannend an. Es gibt Kurse, in denen alle Nationalitäten zusammen sind. Diese sind in Moderner Literaturgeschichte und Vormoderner Literaturgeschichte. Zusätzlich gibt es intensive Koreanischsprachkurse und für jede Sprache unterschiedlich Übersetzungspraxis und -theorie. Also sehr abwechslungsreich und ein Konzept, bei dem man merkt, dass man wohl in einem Jahr einen guten Rundumblick auf die koreanische Sprache und Literatur bekommt, was man dann evtl. noch vertiefen kann, wenn einem danach steht. Assa!
.
Das ganze findet im Rahmen eines Regierungsprogramms zur Ausbildung qualifizierter Übersetzer statt und man ist bewusst dabei nur in kleinem Rahmen aktiv, da man den neuen Übersetzern nicht unnötig Konkurrenz ausbilden möchte. Über 10 Jahre sollen also insgesamt 300 Korea-Spezialisten diese Akademie durchlaufen, von denen man sich erhofft, dass etwa 5 schließlich hauptberuflich Literarische Übersetzer werden und der Rest zumindest teilweise beruflich übersetzerisch tätig wird und Wissen über koreanische Literatur verbreitet. Finde ich doch sehr realistisch und ein gutes Konzept - wer sich die Qualität bisheriger Übersetzungen ins Deutsche anschaut, weiß, dass eine solche intensive Förderung nötig ist, um koreanische Literatur in der Welt bekannt und beliebt zu machen. Japanische Literatur z.B. hat auch erst größere Popularität erreichen können als Autoren wie Murakami und Kenzaburo Oe gute Übersetzer hatten.
.
Wie sagt Goethe so schön: "Ohne Übersetzer keine Weltliteratur".
.
.
Subscribe to:
Kommentare zum Post (Atom)
2 Kommentare 덧글:
erstmal glückwunsch. dann ist ja auch gut dass ich bei der arbeit war, hab damit wohl nix verpasst und für mich wär das auch sicher nichts, ich denke aber auf jeden fall dass das schon sehr gut in dein interessensgebiet fällt.
na dann, viel erfolg und wegen 3 schauen wir dann irgendwie nächste woche.
Ich wusste das alles schon viiiiiiel früher ;)
Alles Gute für deinen Koreaaufenthalt. Dann muss das Guten-Morgen-Omlett halt nach Seoul gebracht werden :)
Kommentar veröffentlichen