: : : : : : : : : :[GOMS NOTIZEN]: : : : : : : : : :
Dieser Blog dreht sich ums Studentenleben in Korea. Die Hauptseite meiner Blog-Welt ist unter folgender Adresse zu sehen:
Samstag, 18. August 2007
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Jeonju, Jan und Jubilaeum
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Es gibt Dinge zu verkuenden. Dies ist der 300. Eintrag auf diesem Blog - d.h. ich habe im Durschnitt fast 2 Eintraege pro Tag geschrieben. Man koennte also fast meinen, mir waere in der ersten Haelfte meines Korea-Aufenthaltes langweilig gewesen.
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Das Gegenteil ist der Fall - ich habe mehr und bessere Dinge erlebt als ich mir haette vorstellen und ertraeumen koennen, das heute zuende gegangene Camp in UCC war eines der Highlights dieser ersten Haelfte.
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Ja, die Haelfte meiner Abenteuer ist bereits vorbei - das ist mir heute eingefallen, waehrend ich an einem Hanjeongsik-Festmahl (ca. 8 Hauptgerichte Plus Saucen, Beilagen und Reis) zum Abschluss des Camps knabberte und dabei ueber die Reisfelder Jeonjus schaute.
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Ich kann nicht nach Deutschland zurueck - es geht einfach nicht.
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Jeonju - Das echte Gyeongju
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Wer Korea bereist, landet zwangslaeufig in Gyeongju, der ehemaligen Hauptstadt Sillas und unzweifelhaft eine der bedeutendsten historischen Staetten Koreas.
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Was Jeonju aber hat, das ist ein Mass an gelebter und geliebter Tradition, das bisher keine Stadt in Korea in dieser Dimension fuer mich hatte.
Vergessen von allen Reisefuehrern schlummern in der Provinzhauptstadt Nord-Jeollas ueber 900 traditionelle Haeuser, die im Moment mit riesigem Budget und viel Liebe zum Detail erneuert werden, uebrigens genau wie die wunderschoene Jeondong-Kathedrale mitten in der Altstadt.
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Wenn man sich die Teile anschaut, die bereits restauriert wurden, kann man erahnen, was fuer ein grandioses Ensemble hier in wenigen Jahren in neuem Glanz erstrahlen wird.
Das allerdings braucht seine Zeit - denn was z.B. in China undenkbar waere und in Korea auch nicht selbstverstaendlich, hier wird mit den Bewohnern geplant. Die ueberwaeltigende Zahl der Haeuser ist bewohnt.
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Traditionelle Aircon
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Das beste Beispiel dafuer war unsere Unterkunft, das Dongrakweon. Ein altes Anwesen in einer Seitengasse, das zwischenduch sogar mal als Zweigstelle fuer die Koreanische Nationalbank herhalten musste und jetzt von einer ruehrigen Besitzerin gepflegt und mit Leben gefuellt wird.
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Stilvoll traditionell ist das ganze Anwesen eingerichtet, in den Details aber wurde der Komfort dankbar angenommen - Aircon, gefliestes Bad und Fernseher gehoeren ganz natuerlich zu der ansonsten streng tradtionellen Aus- und Einrichtung, inklusive riesiger Steinguttoepfe im Hof.
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Wieder einmal bekam ich neue Inspirationen wie ich mir spaeter mal meinen Traum vom Hanok realisieren koennte...
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Begruesst wurden wir dann vom Chef der Tourismusabteilung der Stadt Jeonju, die uns ein Mittagessen, einen Tourbus und nicht zuletzt auch bei den 34 Grad bitter benoetigte traditionelle Faecher schenkte. Wenn man sich die Fotos anschaut, sieht man, dass eigentlich alle zu jeder Zeit und ueberall diese Faecher hatten, um in der Hitze und im prallen Sonnenschein nicht umzukommen.
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Nachmittags kam dann auch noch der Buergermeister vorbei und einige andere Medienvertreter nachdem wir sowieso die ganze Zeit von einem sehr netten jungen Produzenten der Regionalabteilung von MBC begleitet wurden.
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Nachmittags kam dann auch noch der Buergermeister vorbei und einige andere Medienvertreter nachdem wir sowieso die ganze Zeit von einem sehr netten jungen Produzenten der Regionalabteilung von MBC begleitet wurden.
Der Buergermeister war auch sehr nett und sprach mich unaufgefordert direkt mit Namen an, was ich doch sehr witzig fand. Mein erster politischer Kontakt im "feindlichen Lager".
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Ueberhaupt sind die Menschen hier ein ganz spezieller Schlag - viel freundlicher als ich es mir in meinen durch Gyeongsang-Bekanntschaften entstandenen Vorurteilen haette vorstellen koennen. Es ist eine sehr urspruengliche, sehr ruhige Freundlichkeit, die mich sehr beeindruckt hat. Alle Fuehrer, Begleiter und sonstige Einheimische, die uns bei den traditionellen Programmen geholfen haben, waren von einer Ruhe und Eleganz, das es mir manchmal erschien als wuerden sie schweben.
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Maisan is My San
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Weiter ging es zum Maisan, einem Gebirge, das vollkommen aus dem Nichts drei riesige steil ansteigende Bergkuppen hervorbringt. Zwischen den Felswaenden, ein Wasserfall fliesst langsam an einer der Waende herab, liegt ein wunderschoener winziger Tempel mit den beruehmten Steinpagoden, die ein Einsiedler dort aufgebaut hat und die bis heute von Sturm und Wind unberuehrt stehen.
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Am Abend gab es dann das beste Fleisch meines Lebens - echtes Hanu, d.h. koreanisches Rind, superzart geschnitten und nur kurz angegrillt, in Salz und Pfeffer gedippt. Ich haette stundenlang weiteressen koennen.
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Und dann fing das UCC-Chaos an. Der Zweck des ganzen Camps war ja, dass wir UCC-Werbevideos fuer die KTO herstellen, nur leider wusste niemand wie und so mussten wir stundenlang beraten, was wir machen wollen und wie. Trotzdem - 5 Minuten auf dem Maru, das Zirpen der Grillen, die frische Luft und der Sternenhimmel ueber dem grossen Baum im Hof, die machten alles wett.
Ueberhaupt - was die KTO und die Stadt Jeonju alles fuer uns moeglich gemacht haben, rechtfertigt den extrem dichten - den zu dichten - Terminplan, die Hetzerei und die naechtlichen Ueberstunden ganz bestimmt.
Trotzdem wuerde ich das naechste Mal gerne ein wenig mehr Zeit haben, um in Jeonju ein wenig herumzulaufen und mir die Dinge genauer anzugucken.
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Tanz-Tee
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Am naechsten Morgen nach einer viel zu kurzen Nacht war Hanbok-Tag. Wir alle trugen Hanbok und hatten ein spezielles Programm mit verschiedenen Hands-on-Experiences (Cheheom).
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Erst Mal fing das so an, dass ich mit Jakub auf dem Maru erhoeht ueber den anderen sitzend unser Fruehstueck einnahmen. Meinem Spitznamen, den ich schon am Abend vorher bei der Hanok-Anprobe bekommen hatte, machte ich wirklich alle Ehre. "Jan Daegam". Auf Deutsch sowas wie "Lord Jan".
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Traditions-Zehnkampf
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Und dann ging die Hetzerei los. 50 Minuten Fahrtzeit zum wunderschoenen Geumsan-Tempel, 20 Minuten Besichtigung inklusive Materialfilmen fuer das UCC und wieder zurueck. Dann im Stundenrhythmus durch die Altstadt vom Konzert mit einer beeindruckenden Lehrerin zum Tanz mit einer beeindruckenden Lehrerin zur Musikstunde mit beeindruckender Lehrerin zur Tee-Zeremonie mit beeindruckender Lehrerin zur Hochzeit mit beeindruckender Lehrerin. Traditionelle Spiele, Trommeln zwischendurch noch ein bisschen Jeonju Bibimbab essen. Dann noch schnell einen Faecher gemacht und ab nach Hause.
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Und dort fing das Chaos wieder an. UCC-Chaos eben. Die ganzen Dateien waren nicht kompatibel, manche Programme stuerzten ab. Dies alles fuehrte dazu, dass wir erst nach 5 (!) Stunden um 1 Uhr morgens (!), 3 Programmen und unzaehligen Fluechen anfangen konnten unser Video zu produzieren. Als ich mich um 6 Uhr morgens gar nicht mehr wach halten konnte, sassen die anderen immer noch. Ich machte ein paar Untertitel fertig und den ganzen Rest und zwei tapfere Gruppenmitglieder machten es fertig.
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Ueberhaupt, ich hatte das schlimmste von den Schuelerinnen erwartet, aber schon bald zeigte sich, dass eine ganze Menge von denen ziemlich tolle Menschen sind und wir kamen die ganze Zeit super aus. Sie nervten nicht, wir wurden fast nicht mit den ueblichen Fragen belaestigt und die ganze Atmosphaere war supernatuerlich, da Jakub und ich sowie die beiden Chinesinnen gut Koreanisch koennen und wir so ganz normal miteinander reden konnten. Zumal das Durchschnittslevel im Bezug auf Englisch so hoch war wie ich es noch nie zuvor von einer Gruppe Koreanerinnen erlebt habe. Selbst die Aussprache.
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Es war heute also richtig traurig als wir nach dem Contest und der Abschlussfeier dann in Seoul ankamen und sich unsere Wege trennten. Aber Kontaktdaten sind ausgetauscht und die erste SMS habe ich schon bekommen. Von der kleinen Sin-jeong, die die ganze Zeit versuchte ihren harten Busan-Dialekt zu verbergen und deren kleiner "Mibsang" ich wurde.
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Mir bleibt eigentlich nichts andere uebrig zu bleiben als Frau Kang fuer die hunderten von Stunden Arbeit zu danken, die sie fuer dieses Camp investiert hat und das ein voller Erfolg wurde, ihr beim naechsten Mal trotzdem freundlich darzulegen, dass es nicht schoen ist ein Video innerhalb von einer Nacht fertigstellen zu muessen und ansonsten in Erinnerungen zu schwelgen.
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Wenn ich mir die Fotos angucke, wuensche ich mir jetzt schon wieder in Jeonju zu sein, der
"koreanischsten Stadt, weltweit", wie es der Buergermeister mit einem Augenzwinkern ausdrueckte. Allein das Essen, das ich in den letzten 2 Tagen gegessen habe, wuerde reichen, um Buecher zu fuellen - ich mag euren Bauerndialekt immer noch nicht, liebe Jeolladoaner, aber euer Essen ist das beste in ganz Korea und damit der Welt ^.^
"koreanischsten Stadt, weltweit", wie es der Buergermeister mit einem Augenzwinkern ausdrueckte. Allein das Essen, das ich in den letzten 2 Tagen gegessen habe, wuerde reichen, um Buecher zu fuellen - ich mag euren Bauerndialekt immer noch nicht, liebe Jeolladoaner, aber euer Essen ist das beste in ganz Korea und damit der Welt ^.^
Label 레이블 Arbeit, Erlebnisse, Korea, Reisen
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