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Dieser Blog dreht sich ums Studentenleben in Korea. Die Hauptseite meiner Blog-Welt ist unter folgender Adresse zu sehen:

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Dienstag, 19. Juni 2007

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Chilcha
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Vielleicht sollte ich erlaeutern, wie es zum Verlust gekommen ist bzw. gekommen sein koennte.
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Wie wir inzwischen durch meine grandiose Beweisfuehrung gelernt haben, ist der Koreaner trinkfreudig und dies oft und in unverantwortbaren Mengen. Was passiert also, wenn sich ein Haufen Moechtegern-Koreaner, im Folgenden Koreanischstudenten der Kodae genannt, zur Semesterabschlussparty ("수고하셨습니다 모임") trifft?
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Riiiiichtig. Ne ganze Menge und das wenigste davon hat nichts mit Alkohol zu tun.
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Vorher muss ich vielleicht noch erklaeren, dass es in Korea eine erstaunliche Parallele zwischen Buddhismus und Weggehen gibt: Beides wird bis zur Bewusst(seins)losigkeit praktiziert. Die einen erreichen dies durch Meditation und die anderen durch ein ausgekluegeltes System verschiedenster Stufen eines geglueckten Abends, die ich exemplarisch erlaeutern moechte.
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Il, I, Sam, Sa, O, Yuk, Chil ... dies sind die sinokoreanischen Zahlen, die in Verbindung mit "Cha" fuer Runde, Gang, Stufe etc. stehen - eine verniedlichende Bezeichnung fuer die haeufigen Ortswechsel an einem Abend.
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Ilcha
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Es faengt harmlos an mit Schwein in Kraeutern auf Grill und ...ja dann gehts schon los.. Schwein in Wein auf Grill. Und dazu ne Flasche Soju. Und noch eine. Irgendein Japaner lallt dann der Lehrerin ins Ohr, dass er sie abholt.
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Icha
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Icha in einer abgeranzten Maennerkneipe - Bier aber immerhin leckere marinierte Haehnchenspiesse. Der Lehrerin sagt die Atmosphaere nicht direkt zu, aber das Bier geht trotzdem schnell weg. Wir verhandeln mit ihr das Heiratsdatum, damit wir alle zur Hochzeit kommen koennen und sie verraet ihr Alter. Markus und ich sind uns sofort einig, dass diese Hochzeit verhindert werden muss. Sie ist nur 4 Jahre aelter als Markus und 8 Jahre aelter als ich - sie hat sich nicht nur gut gehalten, sie ist tatsaechlich noch knackfrisch.
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Samcha
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Samcha ist dann erst Mal nur fuer mich. Ich treffe mich mit Eun-seon, pack ihr das Auto voll und versuch wenigstens noch mit einer Einladung auf - ein Bier - ein wenig was gutzumachen. Sie ist strengglaeubige Christin, macht Diaet und muss noch nach Hause fahren mit dem Auto, aber gegen einen Humpen Bier mit Fried Chicken als Beilage hat die Dame nichts einzuwenden. Ich kaue lustlos auf dem Huhn herum - es ist das dritte verschiedene Essen in 3 Stunden.
Ploetzlich springt uns eine Kakerlake in die Rettichsuppe. Ich finds witzig - bin eher fasziniert von der Groesse - Eun-seon und ich beschliessen, dass wir in dieses Etablissement nie wieder gehen. Immerhin gibt es neuen Rettich und einen Platz, der weiter vom Lueftungsrohr entfernt ist.
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Sacha
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Der Kodae-Koreanisch-Klan (KKK) ist inzwischen weiter gezogen in die naechste Bar, die "Schwarzes Loch" heisst und das ist es dann auch. Schwarzlicht, psychodelische Wasserfaelle und eine betrunkene Koreanischlehrerin, die in der Ecke fuer Fotos posiert.
Da ich selbst vollkommen zu bin, hau ich mich dazu und finde mich alsbald in Gruppen von vor Begeisterung "kawaiiiii" schreienden Japanerinnen wieder, die Fotos mit ihrem Baerchen machen wollen. Man tut, was man kann.
Gegen 11 schliesslich torkelt die Lehrerin, nachdem sie ein halbes Bier ueber den Tisch gespritzt hat beim Lachen aus der Kneipe, weil sie nach Hause muss. Ich freue mich, dass ich noch ein halbes Jahr am Eohakdang (Spracheninstitut) habe.
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Ocha
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Jetzt geht es in die durchgestylte Bar Doshiin (Metropolitaner), wo auf dem Tisch eine Art Kaugummiautomat steht und man sich sein Horoskop ziehen kann fuer 100 Won. Ja, natuerlich habe ich es gemacht. Frauen gut. Reisen schlecht. Im Moment waere mir andersrum lieber, aber das ist ein anderes Thema.
Merkt ihr eigentlich, dass ich im Moment ziemlich im "stream of consciousness" schreibe? Ist auch ne Art von Meditation und manche bekommen dafuer nen Literaturnobelpreis. Wie auch immer, weiter im Text.
Es gibt eine riesige Obstplatte, ein Schnitzel mit verschiedenen Saucen und komischen Fisch zu dem erneuten Saufgelage. Die Besetzung wechselt staendig, weil immer irgendjemand irgendjemand anderen kennt und an deren Tisch muss.
Seoul ist ein Dorf und ganz Anam ist eine einzige Hausgemeinschaft.
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Yukcha
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Irgendwo zwischen viertem und fuenften Pitcher habe ich aufgehoert zu trinken. Beim Bezahlen falle ich fast in den Bambushain. Jetzt haben alle das richtige Mass, um loszulegen, es geht - natuerlich - zum Karaoke. Einige einleitende Schlager eines allseitsbekannten Herren schrauben die Stimmung in die Hoehe. Nur leider zieht sich einer der Japaner aus, anstatt der Damen. Ueberhaupt die Japaner....Vorher schon streichelte mir einer, der ueberall das Foto seiner Freundin rumzeigen musste und GESCHMINKT zum Abend kam ueber den Bauch und meinte, er mag es, wenn jemand weich ist, dann kann so gut entspannen....Die Chinesen schmettern Marschmusik - oder soll das C-Pop sein?
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Service 20 Minuten, Service 20 Minuten, 10, 15, 10, 10, 10, 20...Irgendwie sind wir obwohl wir nur eine Stunde bezahlt haben, dank freundlichem Besitzer erst nach knapp 3 Stunden wieder draussen.
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Das nervige Kanadiermaedel (ohhhh that's soooo not fair) jammert die ganze Zeit rum, dass sie Hunger hat und erzaehlt von ihrer Kimbab-Diaet. Dann will sie Bulgogi Burger essen, es ist Zeit abzuhauen.
Ich will nach Hause, aber mein Schluessel ist nicht da.
Ich treffe beim Verabschieden von unserm lustigen Taiwanesen einen Typen, der Stories aus Deutschland erzaehlt. Er wohnt eigentlich in Schoeneberg und ist der Bruder eines Koreanistik-Studenten an der FU, den ich kenne. Natuerlich. SEOUL IST EIN DORF.
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Chilcha
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Bei Dr Pepper und Ramyeon hocke ich im PCBang. Diese Abende - Irgendwo zwischen, "das sollte man niemandem erzaehlen" und "das muss die ganze Welt wissen".
Ich werde alt. Und ich hab Spass dabei.
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