: : : : : : : : : :[GOMS NOTIZEN]: : : : : : : : : :
Dieser Blog dreht sich ums Studentenleben in Korea. Die Hauptseite meiner Blog-Welt ist unter folgender Adresse zu sehen:
Sonntag, 4. März 2007
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Itaewon
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Ich war gestern mit Yori auf einer Party in Noksapyeong, in der Nähe der amerikanischen Basis, die in einigen Jahren zum neuen Central Park umgemodelt werden soll.
Ich war gestern mit Yori auf einer Party in Noksapyeong, in der Nähe der amerikanischen Basis, die in einigen Jahren zum neuen Central Park umgemodelt werden soll.
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Einstweilen aber ist es tiefstes Amerika. Mir begegneten auf dem Weg von der U-Bahn-Station zur Wohnung von Sarah mehr Maximalpigmentierte als Mandelformäugige (Schwarzer und Schlitzi wär kürzer geworden, aber ich will politisch korrekt sein), die Schilder der Geschäfte meist auf englisch, in vielen Modegeschäften die ebenfalls maximalpigmentierten Besitzer inmitten von Hip-Hop-Kleidung.
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Einkaufen im Uri-Mart, die koreanische Verkäuferin guckt mich mit ihrem "noch so ein Scheiss-Ami" Blick an, sagt kein Wort. Ich lächle sie freundlich an, bringe aber auch kein Wort Koreanisch hervor. Seltsame Situation. Nicht Korea. Gar nicht Korea.
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Die Party selbst auch nicht Korea, sind zwar ein paar Koreaner da, aber die Geschäftssprachen sind deutsch und englisch. Es gibt Merci und Nusskuchen. Einzig der Reiskocher und die geschmacklosen Tapeten erinnern daran, dass hier irgendwo Korea sein könnte.
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Ich lerne durch Zufall ein Forumsmitglied kennen, ebenfalls Austauschstudent, er an der Idae, ebenfalls für ein Jahr. Yori kommt. Und Bomi und Nayong und noch ein Haufen mehr Leute, deren Namen ich mir jedoch nicht merken konnte. Die dralle Koreanerin mit bösem amerikanischen Akzent rückt uns auf die Pelle. Versucht lässig ihr Haar wegzuschieben, auch das Gezappel am Ohrläppchen lässt uns nicht unbedingt auf ihren "Ten-Dollar-Mister-Soldat"-Zug aufspringen.
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Taxi nach Itaewon, man hat beschlossen sich nun noch auswärtig die Hucke zu geben. Um uns herum schlawenzeln philippinische Prostituierte, indische Straßenhändler und ein Haufen betrunkener Amerikaner. Einige davon gehören zu unserer Gruppe. Sie rennen wild über die Straße, kreischen herum. Ich verstehe wieder koreanischen Antiamerikanismus.
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Wir landen in einer kanadischen Bar. Außer der Bedienung im Minirock und weißen Stiefeln und den Mädchen, die wir mitgebracht hatten, sitzen hier nur Minimalpigmentierte. Eishockeytrikots, Bilder von Kanada, Flaggen von Kanada, hässliche Kanadierinnen, amerikanische GI's auf Urlaub.
Eine einzige Orgie. Weitere 3 Pitcher Bier ergiessen sich zunächst in unsere Gläser, dann in uns.
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Je betrunkener ich werde, desto lustiger wird es wieder. Koreanische Saufspielchen! Ich erinnere mich wieder, wo ich eigentlich bin, warum ich hier bin und warum nicht.
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Im Taxi durch das Großstadtmeer, vorbei an den Lichtern, über rote Ampeln. Ich schwöre mir wieder einmal; nie wieder Itaewon. Doch das Abstoßende, das Widerliche, das Herrenmenschengebahren der Ausländer dort, es hat etwas Faszinierendes. Ich muss es akzeptieren. Warum sind "wir Weiße" so? Sind wir Elite-Austauschstudenten die Repräsentanten des Westens oder diese betrunkenen GI's die zu dritt mit einer Südostasiatin in billigen Hotels verschwinden? Können wir überhaupt etwas ausrichten? Itaewon ist eine klaffende Wunde im Fleisch Koreas, genauso aber in meinem Selbstbild als Koreaversteher, als Freund Koreas.
Eine einzige Orgie. Weitere 3 Pitcher Bier ergiessen sich zunächst in unsere Gläser, dann in uns.
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Je betrunkener ich werde, desto lustiger wird es wieder. Koreanische Saufspielchen! Ich erinnere mich wieder, wo ich eigentlich bin, warum ich hier bin und warum nicht.
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Im Taxi durch das Großstadtmeer, vorbei an den Lichtern, über rote Ampeln. Ich schwöre mir wieder einmal; nie wieder Itaewon. Doch das Abstoßende, das Widerliche, das Herrenmenschengebahren der Ausländer dort, es hat etwas Faszinierendes. Ich muss es akzeptieren. Warum sind "wir Weiße" so? Sind wir Elite-Austauschstudenten die Repräsentanten des Westens oder diese betrunkenen GI's die zu dritt mit einer Südostasiatin in billigen Hotels verschwinden? Können wir überhaupt etwas ausrichten? Itaewon ist eine klaffende Wunde im Fleisch Koreas, genauso aber in meinem Selbstbild als Koreaversteher, als Freund Koreas.
Auch der Bau eines großen Parks auf den dann verlassenen Gebäuden der amerikanischen Basis wird nicht reichen, um "Gras über die Sache wachsen" zu lassen.
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Zuhause angekommen, die freundliche Ajumma vom Goryeo-Mart ist immer noch da, unterhält sich mit ihrem Sohn, freut sich mich zu sehen. Sie fragt, woher ich komme. Ich sage gequält "Itaewon". Sie guckt mich tadelnd an. Ich schaue schuldbewusst zu Boden, jede Ausrede wäre vergebens. Sie packt mir trotzdem mein Odeng in die Tüte, mit der guten Brühe, die es schafft, dass man keinen Kater am nächsten Tag hat. Tatsächlich wache ich heute morgen auf, ohne Kater, aber das ungute Gefühl im Magen bleibt; nicht wegen des Odeng, sondern wegen des Itaewon, das ich gestern konsumiert habe.
Label 레이블 Erlebnisse, Gedanken
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2 Kommentare 덧글:
Stimme dir zu - Itaewon ist schon ein heftiges Pflaster. Aber jede Stadt hat so sein soziales Pflaster wo man lieber nicht zu oft sein möchte. Ich selbst lebe und arbeite in Hannam-Dong, also um die Ecke, und würde gerne eine ANDERES, das WAHRE Korea erleben.
Verena
ja, das mit dem wahren ist immer so eine Sache ^^;;
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Komm nach Dongdaemun...ich glaube ein typischeres Seoul gibt es nicht :)
Meld dich mal, was du so machst :)
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