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Montag, 12. Februar 2007

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Professor Cumings 커밍스 교수님
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Abgesehen von Handyverlusten und pochenden Kopfschmerzen (und natürlich Linguistik...) brachte der Tag heute doch noch einen sehr erfreulichen Punkt mit sich, nämlich eine göttliche Erscheinung.
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Der Grund, warum ich mich nämlich ins tiefe Neukölln gewagt hatte, war der, dass Prof. Bruce Cumings einen Vortrag über Nordkorea halten wollte.
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Dazu muss man wissen, dass Prof. Cumings der "Godfather of Korean Studies" ist und wir in der FU sein wirklich gutes Buch "Korea's Place in the Sun" scherzhaft als Koreanistenbibel bezeichnen, weil wirklich jeder Kurs in der Literaturliste auf dieses Werk zurückgreift.
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Jedenfalls hatte sich Cumings auf Vermittlung des Koreaverbandes bereit erklärt vor seinem Seminar in Bochum an der dortigen Koreanistik auch in Berlin einen Vortrag zu halten und zwar zum Thema "Decoupled from History: North Korea in the "Axis of Evil"".
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Gegen 14:15 Uhr hatten sich immerhin etwa 60-70 Personen versammelt, darunter auch einige Freunde Nordkoreas.
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Und Cumings machte eigentlich sehr schnell und sehr souverän klar, wie er zu seinem exzellenten Ruf kam. Nicht nur, dass er seinen Vortrag praktisch vollkommen frei hielt und dies in einer charmanten, lockeren Art wie sie für amerikanische Vorträge wohl üblich ist, auch der dabei transportierte Inhalt war dicht, aber nicht zu akademisch.
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Sicher, an der FU könnte er mit so einem Vortrag nicht Professor werden, denn wir haben schließlich interessierte Professoren, die einen solchen Stil als "unwissenschaftlich" abkanzeln, dem interessierten Publikum aber kommt dies sehr entgegen.
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Der Vortrag selbst handelte mehr oder weniger durchgängig davon, wie die Chancen, die es auf eine Einigung mit Nordkorea gegeben hatte, von der Bush-Administration kaputt gemacht wurden. Jedoch nicht mit einer Bush-Bashing-Orgie wie man es vielleicht erwartet hätte, sondern recht differenziert und gerade deshalb ansprechend.
Zunächst gab Cumings eine Einleitung in die allgemeine Lage und Entwicklung, insbesondere im Hinblick auf die us-amerikanischen Interessen.
Schließlich kam er zu den wichtigen Daten in den Beziehungen, 1994, 1999, 2000 und 2002, die im Einzelnen hier aufzuführen zu wenig Zeit ist.
Jedenfalls führte all dies zu der Schlusseinschätzung, das die nordkoreanische Seite keineswegs irrational handelt, sondern lediglich den eigenen Schutz im Sinn hat, die USA, insbesondere die Falken, dies aber nicht wirklich zu erkennen scheinen.
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Einziges Problem an dem Vortrag war der katastrophale Übersetzer, der sich offensichtlich in den Kopf gesetzt hatte nicht nur falsch zu übersetzen (secretary of state = Staatssekretär), Sachzusammenhänge falsch darzustellen und somit Cumings die Worte im Mund umzudrehen (USA führt Krieg gegen Taiwan und China greift Südkorea an), sondern auch meinte seinen eigenen Vortrag halten zu müssen, mit Erläuterungen und eigenen Kommentaren, die keinen interessierten.
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In der Pause schließlich hatten wir die Gelegenheit unsere Bibeln vom Messias persönlich unterzeichnen zu lassen und ich konnte ein Foto mit Prof. Cumings machen, der sich anschließend bei uns (!) bedankte, dass wir zu ihm gekommen sind. Mir fällt zu diesem Mann nur eins ein "relaxed". Unglaublich freundliche Persönlichkeit, auch wenn so manche Bücher und Ansichten von ihm mir sehr übel aufstoßen.
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(Professor Bruce Cumings und ich, Gegenwart und Zukunft der Koreaexpertise)

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Die an den Vortrag anschließende Diskussion war ebenfalls sehr interessant, da sie viele Bereiche abdeckte. So schlugen die Fragenden von Kritik an der amerikanischen Außenpolitik und einer antiintellektuellen Strömung über die koreanische Innenpolitik bis zur Rolle Chinas und zum Koreakrieg einen weiten thematischen Bogen, den Prof. Cumings wiederum sehr eloquent in seinen Antworten berücksichtigte.
Nach knapp 3 Stunden brach die Vorsitzende des Koreaverbandes, Choe Hyeondeok, jedoch ab und entließ die Diskutanten in die Berliner Kälte.
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