: : : : : : : : : :[GOMS NOTIZEN]: : : : : : : : : :
Dieser Blog dreht sich ums Studentenleben in Korea. Die Hauptseite meiner Blog-Welt ist unter folgender Adresse zu sehen:
Sonntag, 18. Februar 2007
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Dubai en Detail 두바이 엉 데타이
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Dubai en Detail 두바이 엉 데타이
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Bevor meine koreanischen Abenteuer richtig anfangen dürfen, muss ich zunächst einmal noch meinen ellenlangen Bericht aus Dubai posten. Ich kann mir denken, warum er so lang geworden ist, aber ich habe im Nachhinein keine Erklärung mehr wie. Ich habe seit Dubai nichts mehr dran verändert; eigentlich kommt es negativer rüber als es war und alles in allem war es schon ein toller Trip.
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„Captivating Contrasts“ – oder wie moderne Sklavenhaltung funktioniert
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Um es vorauszuschicken, die von Dubai in der Tourismuswerbung vollmundig angekündigten Gegensätze, fingen mich nicht ein.Gegensätze ziehen sich an; Pole stoßen sich ab – ich war von dem, was ich hier vorfand manches Mal ziemlich abgestoßen. In keinem Land, das ich bisher bereist habe - zugegebenermaßen waren das nicht viele – habe ich bisher solchen Dreck angetroffen. Dieser Dreck war nicht immer mit Armut einhergehend, sondern offensichtlich gehört es zur arabischen bzw. indisch-pakistanischen Lebensweise alles auf die Straße zu kippen, was man gerade nicht braucht.
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Um zu sparen und meinen Entdeckergeist zu füttern, hatte ich mir am Montag vor der Abreise noch ein Stopover-Hotel gebucht, und zwar in Deira, einem der beiden alten Stadtkerne Dubais. Wenn in ganz Dubai etwa 75% Ausländer sind, dann sind es hier 99%. Um Arabien kennen zu lernen ein schlechter Ort, um einen tiefen Blick hinter die Kulissen des Ölreichtums zu nehmen, ein perfekter Ort. .Abschied von Deutschland. Nachdem ich noch nett mit Nico gegessen und gequatscht hatte, brachte er mich noch zur Passkontrolle, von da an war ich allein.
Der Abschied von Deutschland fiel mir dann aber leicht: Die Passkontrolle sagte weder Guten Tag noch Auf Wiedersehen, geschweige denn so etwas wie Gute Reise. Bei der Handgepäckkontrolle meinte das Personal jetzt Pause machen zu müssen, weshalb nach 4 Versuchen mich einzureihen, ich so wie alle Reisenden schließlich in einer ellenlange Schlange anstellen mussten. Die Tante von der Handgepäckkontrolle schmiss dann noch meine Laptoptasche auf den Boden, woraufhin ich mich mit einem Knurren in ihre Richtung von Deutschland verabschiedete.
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Leider schaffte es durch den ganzen Trubel ein Passagier erst zum Boarding durchzukommen als wir bereits auf dem Weg zur Startbahn waren, sodass wir noch mal umdrehen mussten.
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Der Flug ins Wüstensandland war absolut ereignislos, bis auf die perfekte Landung – Kompliment an die zuvor von mir gescholtenen Piloten der Emirates. Genau genommen war es sogar eine Sri Lankan Airways Maschine, was nicht unbedingt Vertrauen in mir weckte, der aus westlicher Vorurteilshaltung etwas gegen Dritte-Welt-Fluglinien hat. Immerhin, es gab Bildschirme am Sitz, einen koreanischen Radiosender und gutes Lammcurry an Bord, sodass ich keinen Grund hatte mich aufzuregen.
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Marhaba
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In Dubai gelandet, war das erste, was ich sah – welch Klischee – ein Scheich im Mercedes.
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Danach noch mehr komische Gestalten in langen Nachthemden mit Küchentüchern auf dem Kopf und Frauen, von denen man nur die Augen sah.
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Angekommen im Hotel wurde mir erst mal klar gemacht, dass es entgegen den Ankündigungen auf der Homepage und entgegen der Reservierungsvereinbarung mit StaTravel keinen Early-Check-In gäbe. Immerhin war man bereit mein Gepäck aufzubewahren, sodass ich eine Sorge weniger hatte, wobei ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel Vertrauen in die Sicherheit meines Hotels hatte.
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Religionsausübung
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Mein erster Weg führte mich in eine kleine Seitengasse, mein beliebter Weg fremde Kulturen besser kennen zu lernen. Prompt landete ich in einem Moscheevorplatz, auf dem ich mir einige böse Blicke einfing, wodurch ich mich aber nicht irritieren ließ. Eher schon dadurch, dass ein Mann sich auszog und mitten auf der Straße unter einem Rohr, das aus einem abgewrackten Wohnblock ragte, anfing zu duschen.
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Der nächste Blick fiel auf das einladende Toilettenhäuschen: der Moschee „Toilet for Muslims only“, stand freundlich darauf und ein Herr mit Käppchen stand davor und kontrollierte.
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Mir diese Szenerie anschauend, genehmigte ich mir einen Tee bei einem Kiosk, der 75 Fils kostet (der Tee und der Kiosk zusammen), was gleichbedeutend mit umsonst ist. 1 Dirham sind 100 Fils. Und 4.75 Dirham sind 1 Euro. Der Tee war extrem lecker; er wird hier mit extrem viel Zucker und noch viel mehr Milch getrunken.
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Noch ne Moschee.Vollkommen angewidert von der Umgebung, begab ich mich in die andere Richtung, wo es noch schlimmer kommen sollte. Ruinen, solche Häuser, die diesem Zustand schon sehr ähnlich waren und zwischendurch immer wieder eine sehr schöne Moschee. Kaum bog ich um eine kleine Gasse, pinkelte mich ein debil guckender Dunkelhäutiger fast an, bog den Strahl dann jedoch in eine andere Richtung. An der nächsten Ecke war die nächste Moschee und drum herum das erschreckende Bild realer Armut, die ich mir bisher kaum vorstellen konnte, da ich so etwas noch nie gesehen hatte. Auf einstöckigen Behelfshütten und Hausresten standen Männer, die sich dort halbnackt wuschen sich, waren Frauen am Wäscheaufhängen, spielten Kinder im Müll, liefen Katzen und Ratten fröhlich nebeneinander her. Ich glaub von Tauben muss ich in diesem Parasitenparadies kaum noch sprechen..Da diese Seite auch nicht gerade erquickender war, begab ich mich frustriert wieder ins Hotel zurück und las mir erst einmal die Zeitung durch. USA böse, VAE gut, großer „Vice Prime Minister of the UAE and Ruler of Dubai al Mouktad“ besonders toll und großer Regionalteil Indien. Dazu ein Artikel über Weiberfastnacht.
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Das Zimmer war immer noch nicht fertig, es war schließlich noch nicht einmal 8 Uhr und Check-In hatte man mir „because we like offer good service“ für frühestens 10 Uhr versprochen.
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Also nahm ich mir ein Taxi und wollte es auf der anderen Seite des Creek genannten breiten Flüsschens versuchen. Der Taxifahrer war sehr nett und erklärte mir so einiges. Es gibt zu viele Filipina, die sind keine Moslems. Freitags in Dubai zu sein ist sowieso bescheuert, weil da alle frei haben und man nirgendwo durchkommt. Inder sind auch zu viele da. Und Bangladeshis auch. Und Ukrainerinnen auch. Und Schwarze auch. Meine schüchterne Frage brachte dann als Ergebnis, dass er Pakistani ist, er sich aber mit allen Nationalitäten gut verstehe. Aaah ja.
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Dann dankte er mir noch, dass ich im dreckigen Teil von Dubai wohne und nicht in den guten Hotels, wo eine Nacht so viel kostet, wie er in 3 Monaten verdient. Dann erzählte er wieder wie stolz er sei, wie schön Dubai sei und vom Burj al-Dubai erzählte er auch und vom Burj al-Arab sowieso. .Schließlich setzte er mich am Fort Fahidi (?!) ab, dem „alten“ Fort Dubais, wo der Herrscher früher mal gelebt haben soll. Gleich nebenan ist eine, erraten, große Moschee und daneben wiederum ist der neue Herrscherpalast, der gerade einen neuen Parkplatz bekommt.
Um es kurz zu machen, das Fort hatte erst ab 14:30 Uhr geöffnet und ich war frustriert.Also ging ich zum Old Souk, der angeblichen Altstadt Dubais, die aber eher nach Disneylands „Aladdin World“ aussah. Und dort, wo früher die Araber Handel trieben, wurde ich Zeuge des verrücktesten Festes, das ich je sah.
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Schuhe-wegwerf-und-dem-Nachbar-von-hinten-an-den-Hintern-grapsch-Tag
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Überall, wo ich lang wollte, ergoss sich ein Schwall von indisch anmutenden Menschen und überall neben diesen Leuten lagen dutzende von Schuhen. Die Erklärung eines freundlichen Herren Typ Bollywood-Möchtegern brachte mir die Erkenntnis, das es sich bei dem barfuß-durch-den-Dreck um ein hochreligiöses Ereignis handelt. Was genau konnte aber auch er mir nicht erklären. Immer wieder grapschten die Leute sich gegenseitig an den Hintern, um die Kette nicht abreißen zu lassen und die Kette hörte tatsächlich nicht mehr auf.
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In mir kam der Gedanke auf, dass dies das Pendant zum Valentinstag sein musste. Gesponsert wurde das Fest sicher von der Schuhindustrie Vorderasiens, da in dem Gewirr niemand sein altes Paar wieder finden konnte. .Ich guckte mir das Spektakel an und kaufte mir eine Dose Cola für 1 Dirham (= 0,21 Euro).Da entdeckte ich plötzlich das lustige Bootfahren, das mir so angepriesen wurde. Ein freundlicher Herr mit Sonnenbrille raunzte die Umherstehenden an, indem er ungefähr 60 mal pro Minute „Deira, Deira, Deira“ schrie und alles, was indisch oder sonst wie dunkel aussah mit einem kräftigen Schubser in Richtung Boote pferchte. .Zu mir sagte er hingegen „Welcome Gentleman. Sir, take boat. Enjoy travel“. Auf dem alten Holzkahn musste ich schließlich 1 Dirham bezahlen für die 5 Minuten Spaß auf dem glasklaren (!) Wasser des Creek. Blick auf Herrscherpalast und allerlei Minarette, es kam mir ein wenig vor wie Venedig und tatsächlich, der Vergleich ist nicht so abwegig. .Beide sind extrem überfüllt und widerlich dreckig, bei beiden gibt es kaum Einheimische und beide haben von der Ferne aus betrachtet eine hübsche Silhouette. Dafür kann man für die 15 Euro, die man in Venedig für ne Cola ausgeben muss, in Deira wahrscheinlich schon ne Wohnung kaufen.
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Gewürze…
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Jedenfalls war ich dann wieder auf der anderen Seite des Creek und landete an einem weiteren Souk, keine Ahnung was das nun wieder für einer war. Nebenbei war auch ein Hafen dort, wo lustige koreanische Elektronikgüter verladen wurden. Also begab ich mich wieder ins Getümmel, auf den nächsten Souk, dies mal den für Gold, der hinter dem für Gewürze beginnt. Den im Gewürzsouk folgenden Dialog möchte ich wörtlich wiedergeben. Falls Ihr Euch fragt, warum ich nicht weitergegangen bin: Ich bin es, aber er ist mir gefolgt.
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Ali: „Hello Gentleman, where you from? English Gentleman?“
Jan: „Germany“
Ali: „Ah, bitte sehr. Schöne Wares“
Jan: „No thanks“
Ali: „Want Viagra?“
Jan: “Don’t need Viagra”
Ali: “But 30 times a night. Make love till explode.”
Jan: “…”
Ali (unverständliches arabisches Gefluche)
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Zimmer
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Wieder zurück im Hotel war nun endlich mein Hotelzimmer fertig. Die Flecken im Teppich, die Ränder im Bad, die kaputte Fernbedienung, die leere Minibar und die nicht funktionierende Lampe übersah ich geflissentlich und begab mich schnell zur Ruhe, da ich extrem müde war nach knapp 24 Stunden Wachzustand.
.Zwischendurch wollte irgendjemand mein Zimmer sauber machen, was ich im Halbschlaf wohl verneinte. Gibt ja nichts sauber zu machen…
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Gegen 15 Uhr riss ich mich selbst aus den Träumen und guckte Al Jazeera. Lustiger Sender. Stinklangweilig. Indisches Fernsehen auch. Saudi-Fernsehen auch. Und mehr Programme gabs nicht.
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Also ich wieder auf die Beine, mich auf den Weg zurück in die Stadt gemacht. Wieder ein Boot übern Creek genommen, wo ich eine deutsche Touristenfamilie sah, die nicht in der Lage war das Boot zu benutzen. In einem breiten undefinierbaren Dialekt jaulte der Vater „Abor wo issän de Ticketbude“. Sie stehen wahrscheinlich noch heute dort und warten auf ihren dreifachen „Antrag zur Erstellung eines Tickets zur Überfahrt über das Gewässer, nachstehend als Dubai Creek bezeichnet“.
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Jedenfalls war das Museum schließlich offen und recht informativ, was Stadtgeschichte angeht. Was umso verwunderlicher ist, da wenn man ehrlich ist, diese ganze Stadt kaum Geschichte hat.
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Am Ausgang begrüßte mich noch ein netter Herr, diesmal ein wirklich netter, vom Tourismusmarketingministerium und überreichte mir ein Formular, wo ich meine Beschwerden loswerden konnte. Astrein. Bearbeitung mit Rückantwort innerhalb von 3 Tagen nach Eingang; da nimmt jemand seine Aufgabe ernst.
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Dann doch das Dubai, das man kennt
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Nach nun insgesamt mehr als 10 Stunden im widerwärtigen alten Dubai wollte ich mir nun doch noch mal anschauen, wodurch Dubai eigentlich seinen Ruf hat.
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Mal abgesehen von den 25 Grad und Sonnenschein, die den ganzen Tag über herrschten. Aus dem Dreck heraus nahm ich mir ein Taxi, was ein teures, aber lohnendes Vergnügen werden sollten. Plötzlich tauchten aus dem Nichts riesige Wolkenkratzer auf, an genau einer einzigen Straße. Dahinter Wüste oder Baustelle. Manchmal auch einstöckige Wohnhäuser. Eine einzige Straße. Diese Hochhäuser haben es allerdings in sich. Da kann denke ich die Teheranno in Seoul bald nicht mehr mithalten. Insbesondere beim Burj al-Dubai, dem zukünftig höchsten Gebäude der Welt, das im Moment zur Hälfte hoch gebaut ist. Irgendwie sieht es viel kleiner aus als ich es mir vorgestellt hätte; vor allem in der Breite. Nach einigen Hundert Metern war der Wolkenkratzerstrip aber auch wieder vorbei und ein endloses Villenwohngebiet zog sich an der 12-spurigen Straße entlang. Und es zog und zog sich. Immer wieder abgewechselt von Gewerbegebieten, Industriegebieten, Armenvierteln etc.
Irgendwann, das Taxameter stand bei 36 Dirham, kam dann die Abfahrt des Burj al-Arab und ich stand davor.
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Irgendwie ist das Gebäude extrem paradox. Wenn man auf es zufährt, sieht es riesig, majestätisch aus. Wenn man davor steht, ist es zwar hübsch, aber irgendwie total klein. Wie ja bereits angekündigt, sah ich es nicht ein, 60 Euro für nen Keks mit Tee zu bezahlen und fotografierte das Hotel lieber von außen. Mein eigentliches Ziel war aber am heraufziehenden Sonnenuntergang der Jumeira Beach, auch hier nur der öffentliche Teil und nicht der mit riesigem Zaun abgetrennte Privatstand. Kalt, kaltes Wasser, sehr kaltes Wasser. Wunderschöner Sonnenuntergang, großartige Kulisse auf der einen, kleine hässliche Einstöcker auf der anderen Seite. Am Strand entlang spaziert und dann angefangen bitterlich zu frieren. Hätte mir nicht jemand mal sagen können, dass das mit der Wüste und dem Verschwinden der Sonne wirklich so extrem ist? Innerhalb von einer halben Stunde kühlte es auf höchstens 10 Grad ab und ich bibberte mir vor mich hin.
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Da ich nicht noch einmal über 40 Dirham für ein Taxi ausgeben wollte, beschloss ich es wie die Einheim…ehm..die Gastarbeiter zu machen und einen Bus zu besteigen. Öffentlicher Nahverkehr ist sehr weit ausgebaut in Dubai: Mehrere Buslinien, die durchschnittlich alle Stunde an einigen Stellen verkehren. Haltestellen sind nicht weiter gekennzeichnet. Wo viele Menschen nahe an der Straße stehen, ist meistens eine. Das heißt aber noch lange nicht, dass auch ein Bus kommt. Inzwischen ging das Lichterspiel am Burj al-Arab an. Es wurde 7, halb 8. Schließlich um kurz vor 8 kamen drei Busse der Linie 8 auf einmal, rappelvoll mit Indern, Pakistanis…den Rest könnt ihr euch ja denken.
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Auch der Bus steht klassisch für die beiden Seiten Dubais: 40 Dirham für ein Taxi, entspricht etwa dem Tageslohn eines gut situierten Gastarbeiters, dafür ist man komfortabel untergebracht und kommt in 20 Minuten ins Zentrum.Oder der Bus für 2,50 Dirham. Mit 100 anderen Leuten gedrängt, 1 Stunde Fahrtzeit, es stinkt, es ruckelt etc. Andererseits ist das wohl in den meisten Städten der Welt so.
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Jedenfalls war die Busfahrt keineswegs erfreulich und ich kam seekrank wieder in Deira an.
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Kuh von der Kuh
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Dort wanderte ich ins Internetcafe, das keines war und aß anschließend ein extrem leckeres Abendessen in einem somalischen Restaurant. Somalisch, wenn sie mal was zu essen haben, ist extrem lecker. Ich hatte mir Fleisch von der Kuh bestellt und auf meine Frage, wie das Gericht denn auf Somalisch heiße, antwortete der Inhaber, der mich immer als „my best friend“ bezeichnete, dass es „[ku:]“ heiße. Wie die graphematische Realisierung der phonetischen Ebene [ku:] jedoch heißt, kann ich leider nicht wiedergeben. Jedenfalls fand ich es sehr lustig, dass ich Kuh gegessen habe und es auch Kuh hieß ^^
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Ein interessantes Detail der arabischen Welt wurde mir erst hier klar: Ich hatte mich schon den ganzen Tag gewundert, wo die Frauen waren – auf den Straßen waren sie nicht und in den Restaurants sowieso nicht. Aber dann wurde es mir klar: Innerhalb vieler Restaurants gibt es abgetrennte Bereiche für Frauen und Männer. Die Familie geht ins Restaurant, dann setzt sich der Mann an einen Tisch und die Frau mit den Kindern an einen Tisch im Nebenabteil. Ob es wichtig ist, dass alle Frauentische rund waren und alle Männertische viereckig sind, weiß ich aber nicht.
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Jetzt hocke ich jedenfalls wieder im Hotel, höre koreanische Musik und harre die letzten Stunden aus, bis ich mich in den Flieger nach Seoul packe. Zurück in die Zivilisation sozusagen.
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Wenn ich etwas gelernt habe hier, dann, dass Wirtschaftsstatistiken nicht alles sind. Es hört sich vielleicht aus meinem Munde komisch an und mein Eindruck wird auch schnell verfliegen, aber die Unterschiede in der Reichtumsverteilung sind teilweise nicht auszuhalten. Da hält sich ein kleiner Stamm ein Heer von Arbeitern, die in Dreckslöchern hausen…
Sicher findet man die Mechanismen des bösen Kapitalismus überall auf der Welt, auch in Deutschland und natürlich in Korea (gerade die Gastarbeiterproblematik), aber niemals zuvor habe ich sie so extrem wie hier erlebt. Nach dem Erlebnis hier ist für mich Budget-Travel ins Arabische und der gesamte indische Subkontinent erst einmal gestorben.
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Um noch mal was Positives zu sagen: Es ist unglaublich wie friedlich hier alles ist, trotz dieser Unterschiede. Bis in die hintersten Gassen habe ich mich nicht getraut, aber auch die klischeehaften Taschendiebe auf den Basaren etc. scheint es hier nicht zu geben.
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Abschließend noch mal: Dubai ist ein Drecksloch, daran ändert auch nichts ein Burj al-Dubai und noch so viele „The Palms“ und „The Earth“ zu bauen. Dubai besteht nicht nur aus Jumeirah und ich hoffe, dass das viele Touristen auch sehen. Während nämlich in Jumeirah lauter Ausländer rumliefen und vor allem rumfuhren (Cabrio mit 80 muss Spaß machen…), sah man in Deira so gut wie nie westliche Gesichter, abgesehen von ein paar deutschen Reisegruppen auf dem vorzeigbaren Goldsouk. Ich jedenfalls bin froh, ins Drecksloch hineingesehen zu haben, bin aber genauso froh wieder weg zu sein.
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Sonstiges
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Eine Schawarma von mir für denjenigen, der rausbekommt, was „mahatatata“ übersetzt heißt. Diese lustige doppelte Endsilbengemination kommt in fast allen Ansagen hier vor und es hört sich genauso lustig an, wie es geschrieben wird.
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Wo wir schon bei Arabisch sind. Kann jemand mal bitte diese „Sprache“ abschaffen? Immer wenn der Steward „Fasten your seatbelts please“ auf arabisch durchsagte, kam so etwas wie „ädu äch wähäääääääää ech üä mahatata ghowäääär louauach“ raus. Oder so ähnlich.
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Warum gibt es in ganz Dubai keinen Schwarzen Tee? Liptons „Yellow Label“ hat die absolute Monopolstellung und was anderes gibt’s nicht. Wollte doch Yori Schwarzen Tee mitbringen.
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Warum gibt’s in den meisten Läden nur Plunder? Also so richtigen Plunder, den man nicht mal mit viel gutem Willen geschenkt bekommen möchte. Eine Ausnahme bildet natürlich das einzige tolle Souvenir, das ich mir mitgenommen habe: 25 Dinar aus dem Irak mit einem jüngst verstorbenen Herren drauf….
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Wenn plötzlich aus heiterem Himmel ein einziges Geheul in der Stadt ist und man nichts mehr kapiert, kann es eine Zivilschutzübung sein. Viel wahrscheinlicher ist es aber gerade Zeit fürs Gebet, und das ist hier genauso wie in der ganzen arabischen Welt fast immer, mindestens aber 5 Mal am Tag. Und dann hauen alle Muezzine gleichzeitig auf die Pauke, um das auch klar zu machen. Kann Menschen auf Stopover wertvollen Schlaf rauben diese Religionsausübung
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Was ist der Unterschied zwischen den Leuten, die ein rot-weiß kariertes Küchentuch auf dem Kopf haben und denjenigen, die dieses schlicht weiß tragen?
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Nur weil die meisten hier Englisch können, heißt das noch lange, dass man sich verständigen kann. Ich kann gar nicht sagen wie oft ich hier „pardon“ sagen musste, weil ich nichts verstanden habe, was diese Inder sich halb hindi halb pidgin english in ihre Bärte gebrubbelt haben.
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Säfte! Einer der ganz großen Pluspunkte hier ist, dass es allerlei frische Früchte und frisch gepresste Fruchtsäfte gibt. 0,4 Liter frisch gepresster Orangensaft für 6 Dirham (1,26 Euro)
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Nein, ich bin nach ein paar Stunden noch nicht braun geworden; es war der Dreck. Nach einer ordentlichen Dusche bin ich wieder kreidebleich wie immer.
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Wenn man um 1 Uhr geweckt werden möchte, sollte man das nicht in einem Hotel sagen, für das man nur 62 Euro die Nacht bezahlt hat. Es wird nicht funktionieren. Ich muss mich jetzt beeilen.
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„Captivating Contrasts“ – oder wie moderne Sklavenhaltung funktioniert
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Um es vorauszuschicken, die von Dubai in der Tourismuswerbung vollmundig angekündigten Gegensätze, fingen mich nicht ein.Gegensätze ziehen sich an; Pole stoßen sich ab – ich war von dem, was ich hier vorfand manches Mal ziemlich abgestoßen. In keinem Land, das ich bisher bereist habe - zugegebenermaßen waren das nicht viele – habe ich bisher solchen Dreck angetroffen. Dieser Dreck war nicht immer mit Armut einhergehend, sondern offensichtlich gehört es zur arabischen bzw. indisch-pakistanischen Lebensweise alles auf die Straße zu kippen, was man gerade nicht braucht.
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Um zu sparen und meinen Entdeckergeist zu füttern, hatte ich mir am Montag vor der Abreise noch ein Stopover-Hotel gebucht, und zwar in Deira, einem der beiden alten Stadtkerne Dubais. Wenn in ganz Dubai etwa 75% Ausländer sind, dann sind es hier 99%. Um Arabien kennen zu lernen ein schlechter Ort, um einen tiefen Blick hinter die Kulissen des Ölreichtums zu nehmen, ein perfekter Ort. .Abschied von Deutschland. Nachdem ich noch nett mit Nico gegessen und gequatscht hatte, brachte er mich noch zur Passkontrolle, von da an war ich allein.
Der Abschied von Deutschland fiel mir dann aber leicht: Die Passkontrolle sagte weder Guten Tag noch Auf Wiedersehen, geschweige denn so etwas wie Gute Reise. Bei der Handgepäckkontrolle meinte das Personal jetzt Pause machen zu müssen, weshalb nach 4 Versuchen mich einzureihen, ich so wie alle Reisenden schließlich in einer ellenlange Schlange anstellen mussten. Die Tante von der Handgepäckkontrolle schmiss dann noch meine Laptoptasche auf den Boden, woraufhin ich mich mit einem Knurren in ihre Richtung von Deutschland verabschiedete.
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Leider schaffte es durch den ganzen Trubel ein Passagier erst zum Boarding durchzukommen als wir bereits auf dem Weg zur Startbahn waren, sodass wir noch mal umdrehen mussten.
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Der Flug ins Wüstensandland war absolut ereignislos, bis auf die perfekte Landung – Kompliment an die zuvor von mir gescholtenen Piloten der Emirates. Genau genommen war es sogar eine Sri Lankan Airways Maschine, was nicht unbedingt Vertrauen in mir weckte, der aus westlicher Vorurteilshaltung etwas gegen Dritte-Welt-Fluglinien hat. Immerhin, es gab Bildschirme am Sitz, einen koreanischen Radiosender und gutes Lammcurry an Bord, sodass ich keinen Grund hatte mich aufzuregen.
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Marhaba
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In Dubai gelandet, war das erste, was ich sah – welch Klischee – ein Scheich im Mercedes.
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Danach noch mehr komische Gestalten in langen Nachthemden mit Küchentüchern auf dem Kopf und Frauen, von denen man nur die Augen sah.
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Angekommen im Hotel wurde mir erst mal klar gemacht, dass es entgegen den Ankündigungen auf der Homepage und entgegen der Reservierungsvereinbarung mit StaTravel keinen Early-Check-In gäbe. Immerhin war man bereit mein Gepäck aufzubewahren, sodass ich eine Sorge weniger hatte, wobei ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel Vertrauen in die Sicherheit meines Hotels hatte.
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Religionsausübung
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Mein erster Weg führte mich in eine kleine Seitengasse, mein beliebter Weg fremde Kulturen besser kennen zu lernen. Prompt landete ich in einem Moscheevorplatz, auf dem ich mir einige böse Blicke einfing, wodurch ich mich aber nicht irritieren ließ. Eher schon dadurch, dass ein Mann sich auszog und mitten auf der Straße unter einem Rohr, das aus einem abgewrackten Wohnblock ragte, anfing zu duschen.
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Der nächste Blick fiel auf das einladende Toilettenhäuschen: der Moschee „Toilet for Muslims only“, stand freundlich darauf und ein Herr mit Käppchen stand davor und kontrollierte.
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Mir diese Szenerie anschauend, genehmigte ich mir einen Tee bei einem Kiosk, der 75 Fils kostet (der Tee und der Kiosk zusammen), was gleichbedeutend mit umsonst ist. 1 Dirham sind 100 Fils. Und 4.75 Dirham sind 1 Euro. Der Tee war extrem lecker; er wird hier mit extrem viel Zucker und noch viel mehr Milch getrunken.
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Noch ne Moschee.Vollkommen angewidert von der Umgebung, begab ich mich in die andere Richtung, wo es noch schlimmer kommen sollte. Ruinen, solche Häuser, die diesem Zustand schon sehr ähnlich waren und zwischendurch immer wieder eine sehr schöne Moschee. Kaum bog ich um eine kleine Gasse, pinkelte mich ein debil guckender Dunkelhäutiger fast an, bog den Strahl dann jedoch in eine andere Richtung. An der nächsten Ecke war die nächste Moschee und drum herum das erschreckende Bild realer Armut, die ich mir bisher kaum vorstellen konnte, da ich so etwas noch nie gesehen hatte. Auf einstöckigen Behelfshütten und Hausresten standen Männer, die sich dort halbnackt wuschen sich, waren Frauen am Wäscheaufhängen, spielten Kinder im Müll, liefen Katzen und Ratten fröhlich nebeneinander her. Ich glaub von Tauben muss ich in diesem Parasitenparadies kaum noch sprechen..Da diese Seite auch nicht gerade erquickender war, begab ich mich frustriert wieder ins Hotel zurück und las mir erst einmal die Zeitung durch. USA böse, VAE gut, großer „Vice Prime Minister of the UAE and Ruler of Dubai al Mouktad“ besonders toll und großer Regionalteil Indien. Dazu ein Artikel über Weiberfastnacht.
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Das Zimmer war immer noch nicht fertig, es war schließlich noch nicht einmal 8 Uhr und Check-In hatte man mir „because we like offer good service“ für frühestens 10 Uhr versprochen.
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Also nahm ich mir ein Taxi und wollte es auf der anderen Seite des Creek genannten breiten Flüsschens versuchen. Der Taxifahrer war sehr nett und erklärte mir so einiges. Es gibt zu viele Filipina, die sind keine Moslems. Freitags in Dubai zu sein ist sowieso bescheuert, weil da alle frei haben und man nirgendwo durchkommt. Inder sind auch zu viele da. Und Bangladeshis auch. Und Ukrainerinnen auch. Und Schwarze auch. Meine schüchterne Frage brachte dann als Ergebnis, dass er Pakistani ist, er sich aber mit allen Nationalitäten gut verstehe. Aaah ja.
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Dann dankte er mir noch, dass ich im dreckigen Teil von Dubai wohne und nicht in den guten Hotels, wo eine Nacht so viel kostet, wie er in 3 Monaten verdient. Dann erzählte er wieder wie stolz er sei, wie schön Dubai sei und vom Burj al-Dubai erzählte er auch und vom Burj al-Arab sowieso. .Schließlich setzte er mich am Fort Fahidi (?!) ab, dem „alten“ Fort Dubais, wo der Herrscher früher mal gelebt haben soll. Gleich nebenan ist eine, erraten, große Moschee und daneben wiederum ist der neue Herrscherpalast, der gerade einen neuen Parkplatz bekommt.
Um es kurz zu machen, das Fort hatte erst ab 14:30 Uhr geöffnet und ich war frustriert.Also ging ich zum Old Souk, der angeblichen Altstadt Dubais, die aber eher nach Disneylands „Aladdin World“ aussah. Und dort, wo früher die Araber Handel trieben, wurde ich Zeuge des verrücktesten Festes, das ich je sah.
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Schuhe-wegwerf-und-dem-Nachbar-von-hinten-an-den-Hintern-grapsch-Tag
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Überall, wo ich lang wollte, ergoss sich ein Schwall von indisch anmutenden Menschen und überall neben diesen Leuten lagen dutzende von Schuhen. Die Erklärung eines freundlichen Herren Typ Bollywood-Möchtegern brachte mir die Erkenntnis, das es sich bei dem barfuß-durch-den-Dreck um ein hochreligiöses Ereignis handelt. Was genau konnte aber auch er mir nicht erklären. Immer wieder grapschten die Leute sich gegenseitig an den Hintern, um die Kette nicht abreißen zu lassen und die Kette hörte tatsächlich nicht mehr auf.
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In mir kam der Gedanke auf, dass dies das Pendant zum Valentinstag sein musste. Gesponsert wurde das Fest sicher von der Schuhindustrie Vorderasiens, da in dem Gewirr niemand sein altes Paar wieder finden konnte. .Ich guckte mir das Spektakel an und kaufte mir eine Dose Cola für 1 Dirham (= 0,21 Euro).Da entdeckte ich plötzlich das lustige Bootfahren, das mir so angepriesen wurde. Ein freundlicher Herr mit Sonnenbrille raunzte die Umherstehenden an, indem er ungefähr 60 mal pro Minute „Deira, Deira, Deira“ schrie und alles, was indisch oder sonst wie dunkel aussah mit einem kräftigen Schubser in Richtung Boote pferchte. .Zu mir sagte er hingegen „Welcome Gentleman. Sir, take boat. Enjoy travel“. Auf dem alten Holzkahn musste ich schließlich 1 Dirham bezahlen für die 5 Minuten Spaß auf dem glasklaren (!) Wasser des Creek. Blick auf Herrscherpalast und allerlei Minarette, es kam mir ein wenig vor wie Venedig und tatsächlich, der Vergleich ist nicht so abwegig. .Beide sind extrem überfüllt und widerlich dreckig, bei beiden gibt es kaum Einheimische und beide haben von der Ferne aus betrachtet eine hübsche Silhouette. Dafür kann man für die 15 Euro, die man in Venedig für ne Cola ausgeben muss, in Deira wahrscheinlich schon ne Wohnung kaufen.
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Gewürze…
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Jedenfalls war ich dann wieder auf der anderen Seite des Creek und landete an einem weiteren Souk, keine Ahnung was das nun wieder für einer war. Nebenbei war auch ein Hafen dort, wo lustige koreanische Elektronikgüter verladen wurden. Also begab ich mich wieder ins Getümmel, auf den nächsten Souk, dies mal den für Gold, der hinter dem für Gewürze beginnt. Den im Gewürzsouk folgenden Dialog möchte ich wörtlich wiedergeben. Falls Ihr Euch fragt, warum ich nicht weitergegangen bin: Ich bin es, aber er ist mir gefolgt.
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Ali: „Hello Gentleman, where you from? English Gentleman?“
Jan: „Germany“
Ali: „Ah, bitte sehr. Schöne Wares“
Jan: „No thanks“
Ali: „Want Viagra?“
Jan: “Don’t need Viagra”
Ali: “But 30 times a night. Make love till explode.”
Jan: “…”
Ali (unverständliches arabisches Gefluche)
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Zimmer
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Wieder zurück im Hotel war nun endlich mein Hotelzimmer fertig. Die Flecken im Teppich, die Ränder im Bad, die kaputte Fernbedienung, die leere Minibar und die nicht funktionierende Lampe übersah ich geflissentlich und begab mich schnell zur Ruhe, da ich extrem müde war nach knapp 24 Stunden Wachzustand.
.Zwischendurch wollte irgendjemand mein Zimmer sauber machen, was ich im Halbschlaf wohl verneinte. Gibt ja nichts sauber zu machen…
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Gegen 15 Uhr riss ich mich selbst aus den Träumen und guckte Al Jazeera. Lustiger Sender. Stinklangweilig. Indisches Fernsehen auch. Saudi-Fernsehen auch. Und mehr Programme gabs nicht.
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Also ich wieder auf die Beine, mich auf den Weg zurück in die Stadt gemacht. Wieder ein Boot übern Creek genommen, wo ich eine deutsche Touristenfamilie sah, die nicht in der Lage war das Boot zu benutzen. In einem breiten undefinierbaren Dialekt jaulte der Vater „Abor wo issän de Ticketbude“. Sie stehen wahrscheinlich noch heute dort und warten auf ihren dreifachen „Antrag zur Erstellung eines Tickets zur Überfahrt über das Gewässer, nachstehend als Dubai Creek bezeichnet“.
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Jedenfalls war das Museum schließlich offen und recht informativ, was Stadtgeschichte angeht. Was umso verwunderlicher ist, da wenn man ehrlich ist, diese ganze Stadt kaum Geschichte hat.
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Am Ausgang begrüßte mich noch ein netter Herr, diesmal ein wirklich netter, vom Tourismusmarketingministerium und überreichte mir ein Formular, wo ich meine Beschwerden loswerden konnte. Astrein. Bearbeitung mit Rückantwort innerhalb von 3 Tagen nach Eingang; da nimmt jemand seine Aufgabe ernst.
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Dann doch das Dubai, das man kennt
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Nach nun insgesamt mehr als 10 Stunden im widerwärtigen alten Dubai wollte ich mir nun doch noch mal anschauen, wodurch Dubai eigentlich seinen Ruf hat.
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Mal abgesehen von den 25 Grad und Sonnenschein, die den ganzen Tag über herrschten. Aus dem Dreck heraus nahm ich mir ein Taxi, was ein teures, aber lohnendes Vergnügen werden sollten. Plötzlich tauchten aus dem Nichts riesige Wolkenkratzer auf, an genau einer einzigen Straße. Dahinter Wüste oder Baustelle. Manchmal auch einstöckige Wohnhäuser. Eine einzige Straße. Diese Hochhäuser haben es allerdings in sich. Da kann denke ich die Teheranno in Seoul bald nicht mehr mithalten. Insbesondere beim Burj al-Dubai, dem zukünftig höchsten Gebäude der Welt, das im Moment zur Hälfte hoch gebaut ist. Irgendwie sieht es viel kleiner aus als ich es mir vorgestellt hätte; vor allem in der Breite. Nach einigen Hundert Metern war der Wolkenkratzerstrip aber auch wieder vorbei und ein endloses Villenwohngebiet zog sich an der 12-spurigen Straße entlang. Und es zog und zog sich. Immer wieder abgewechselt von Gewerbegebieten, Industriegebieten, Armenvierteln etc.
Irgendwann, das Taxameter stand bei 36 Dirham, kam dann die Abfahrt des Burj al-Arab und ich stand davor.
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Irgendwie ist das Gebäude extrem paradox. Wenn man auf es zufährt, sieht es riesig, majestätisch aus. Wenn man davor steht, ist es zwar hübsch, aber irgendwie total klein. Wie ja bereits angekündigt, sah ich es nicht ein, 60 Euro für nen Keks mit Tee zu bezahlen und fotografierte das Hotel lieber von außen. Mein eigentliches Ziel war aber am heraufziehenden Sonnenuntergang der Jumeira Beach, auch hier nur der öffentliche Teil und nicht der mit riesigem Zaun abgetrennte Privatstand. Kalt, kaltes Wasser, sehr kaltes Wasser. Wunderschöner Sonnenuntergang, großartige Kulisse auf der einen, kleine hässliche Einstöcker auf der anderen Seite. Am Strand entlang spaziert und dann angefangen bitterlich zu frieren. Hätte mir nicht jemand mal sagen können, dass das mit der Wüste und dem Verschwinden der Sonne wirklich so extrem ist? Innerhalb von einer halben Stunde kühlte es auf höchstens 10 Grad ab und ich bibberte mir vor mich hin.
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Da ich nicht noch einmal über 40 Dirham für ein Taxi ausgeben wollte, beschloss ich es wie die Einheim…ehm..die Gastarbeiter zu machen und einen Bus zu besteigen. Öffentlicher Nahverkehr ist sehr weit ausgebaut in Dubai: Mehrere Buslinien, die durchschnittlich alle Stunde an einigen Stellen verkehren. Haltestellen sind nicht weiter gekennzeichnet. Wo viele Menschen nahe an der Straße stehen, ist meistens eine. Das heißt aber noch lange nicht, dass auch ein Bus kommt. Inzwischen ging das Lichterspiel am Burj al-Arab an. Es wurde 7, halb 8. Schließlich um kurz vor 8 kamen drei Busse der Linie 8 auf einmal, rappelvoll mit Indern, Pakistanis…den Rest könnt ihr euch ja denken.
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Auch der Bus steht klassisch für die beiden Seiten Dubais: 40 Dirham für ein Taxi, entspricht etwa dem Tageslohn eines gut situierten Gastarbeiters, dafür ist man komfortabel untergebracht und kommt in 20 Minuten ins Zentrum.Oder der Bus für 2,50 Dirham. Mit 100 anderen Leuten gedrängt, 1 Stunde Fahrtzeit, es stinkt, es ruckelt etc. Andererseits ist das wohl in den meisten Städten der Welt so.
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Jedenfalls war die Busfahrt keineswegs erfreulich und ich kam seekrank wieder in Deira an.
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Kuh von der Kuh
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Dort wanderte ich ins Internetcafe, das keines war und aß anschließend ein extrem leckeres Abendessen in einem somalischen Restaurant. Somalisch, wenn sie mal was zu essen haben, ist extrem lecker. Ich hatte mir Fleisch von der Kuh bestellt und auf meine Frage, wie das Gericht denn auf Somalisch heiße, antwortete der Inhaber, der mich immer als „my best friend“ bezeichnete, dass es „[ku:]“ heiße. Wie die graphematische Realisierung der phonetischen Ebene [ku:] jedoch heißt, kann ich leider nicht wiedergeben. Jedenfalls fand ich es sehr lustig, dass ich Kuh gegessen habe und es auch Kuh hieß ^^
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Ein interessantes Detail der arabischen Welt wurde mir erst hier klar: Ich hatte mich schon den ganzen Tag gewundert, wo die Frauen waren – auf den Straßen waren sie nicht und in den Restaurants sowieso nicht. Aber dann wurde es mir klar: Innerhalb vieler Restaurants gibt es abgetrennte Bereiche für Frauen und Männer. Die Familie geht ins Restaurant, dann setzt sich der Mann an einen Tisch und die Frau mit den Kindern an einen Tisch im Nebenabteil. Ob es wichtig ist, dass alle Frauentische rund waren und alle Männertische viereckig sind, weiß ich aber nicht.
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Jetzt hocke ich jedenfalls wieder im Hotel, höre koreanische Musik und harre die letzten Stunden aus, bis ich mich in den Flieger nach Seoul packe. Zurück in die Zivilisation sozusagen.
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Wenn ich etwas gelernt habe hier, dann, dass Wirtschaftsstatistiken nicht alles sind. Es hört sich vielleicht aus meinem Munde komisch an und mein Eindruck wird auch schnell verfliegen, aber die Unterschiede in der Reichtumsverteilung sind teilweise nicht auszuhalten. Da hält sich ein kleiner Stamm ein Heer von Arbeitern, die in Dreckslöchern hausen…
Sicher findet man die Mechanismen des bösen Kapitalismus überall auf der Welt, auch in Deutschland und natürlich in Korea (gerade die Gastarbeiterproblematik), aber niemals zuvor habe ich sie so extrem wie hier erlebt. Nach dem Erlebnis hier ist für mich Budget-Travel ins Arabische und der gesamte indische Subkontinent erst einmal gestorben.
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Um noch mal was Positives zu sagen: Es ist unglaublich wie friedlich hier alles ist, trotz dieser Unterschiede. Bis in die hintersten Gassen habe ich mich nicht getraut, aber auch die klischeehaften Taschendiebe auf den Basaren etc. scheint es hier nicht zu geben.
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Abschließend noch mal: Dubai ist ein Drecksloch, daran ändert auch nichts ein Burj al-Dubai und noch so viele „The Palms“ und „The Earth“ zu bauen. Dubai besteht nicht nur aus Jumeirah und ich hoffe, dass das viele Touristen auch sehen. Während nämlich in Jumeirah lauter Ausländer rumliefen und vor allem rumfuhren (Cabrio mit 80 muss Spaß machen…), sah man in Deira so gut wie nie westliche Gesichter, abgesehen von ein paar deutschen Reisegruppen auf dem vorzeigbaren Goldsouk. Ich jedenfalls bin froh, ins Drecksloch hineingesehen zu haben, bin aber genauso froh wieder weg zu sein.
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Sonstiges
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Eine Schawarma von mir für denjenigen, der rausbekommt, was „mahatatata“ übersetzt heißt. Diese lustige doppelte Endsilbengemination kommt in fast allen Ansagen hier vor und es hört sich genauso lustig an, wie es geschrieben wird.
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Wo wir schon bei Arabisch sind. Kann jemand mal bitte diese „Sprache“ abschaffen? Immer wenn der Steward „Fasten your seatbelts please“ auf arabisch durchsagte, kam so etwas wie „ädu äch wähäääääääää ech üä mahatata ghowäääär louauach“ raus. Oder so ähnlich.
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Warum gibt es in ganz Dubai keinen Schwarzen Tee? Liptons „Yellow Label“ hat die absolute Monopolstellung und was anderes gibt’s nicht. Wollte doch Yori Schwarzen Tee mitbringen.
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Warum gibt’s in den meisten Läden nur Plunder? Also so richtigen Plunder, den man nicht mal mit viel gutem Willen geschenkt bekommen möchte. Eine Ausnahme bildet natürlich das einzige tolle Souvenir, das ich mir mitgenommen habe: 25 Dinar aus dem Irak mit einem jüngst verstorbenen Herren drauf….
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Wenn plötzlich aus heiterem Himmel ein einziges Geheul in der Stadt ist und man nichts mehr kapiert, kann es eine Zivilschutzübung sein. Viel wahrscheinlicher ist es aber gerade Zeit fürs Gebet, und das ist hier genauso wie in der ganzen arabischen Welt fast immer, mindestens aber 5 Mal am Tag. Und dann hauen alle Muezzine gleichzeitig auf die Pauke, um das auch klar zu machen. Kann Menschen auf Stopover wertvollen Schlaf rauben diese Religionsausübung
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Was ist der Unterschied zwischen den Leuten, die ein rot-weiß kariertes Küchentuch auf dem Kopf haben und denjenigen, die dieses schlicht weiß tragen?
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Nur weil die meisten hier Englisch können, heißt das noch lange, dass man sich verständigen kann. Ich kann gar nicht sagen wie oft ich hier „pardon“ sagen musste, weil ich nichts verstanden habe, was diese Inder sich halb hindi halb pidgin english in ihre Bärte gebrubbelt haben.
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Säfte! Einer der ganz großen Pluspunkte hier ist, dass es allerlei frische Früchte und frisch gepresste Fruchtsäfte gibt. 0,4 Liter frisch gepresster Orangensaft für 6 Dirham (1,26 Euro)
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Nein, ich bin nach ein paar Stunden noch nicht braun geworden; es war der Dreck. Nach einer ordentlichen Dusche bin ich wieder kreidebleich wie immer.
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Wenn man um 1 Uhr geweckt werden möchte, sollte man das nicht in einem Hotel sagen, für das man nur 62 Euro die Nacht bezahlt hat. Es wird nicht funktionieren. Ich muss mich jetzt beeilen.
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4 Kommentare 덧글:
mein sohn, der schriftsteller...
ach Janny, ich an deiner stelle hätte mir statt viagra 'ne art sherazade aus tausendundeinernacht andrehen lassen. unverhüllt gibt es sehr hübsche araberinnen in deinem alter!
ansonsten liess mich dein dubai-bericht immer wieder an unsere diskussionen denken, die wir einstmals führten. wegen meiner einstellung, die dir nicht gefiel und die auf meine in meiner studentenzeit mit vertretern der arabischen welt gemachten erfahrungen zurückzuführen ist. und!? sagte ich's nicht...
die rot- oder schwarz/weiss karierten und glatt weissen tücher haben wie die schwarzen und weissen kordeln, mit denen sie auf den köpfen gehalten werden, unterschiedliche bedeutungen, (status, stellung). heissen die dinger nicht 'kufiya'? (sorry, ist schon 'n weilchen her, so ca. 30 jahre...)
und mahat heisst so was wie höchster herr oder göttlich, (brahma-abstammung). mahatatata sagt mir allerdings gar nichts. wie wär's mit 'mahat-tattva'?
leben möchte ich nicht seoul. um das leckere essen beneide ich jedoch! hier kocht keiner mehr koreanisch... *schnief*
in diesem sinne liebe grüsse aus der berliner heimat. deine mama
aarrgghhh!! niemals dubai! außer ein scheich läd mich ein!;o)"die ewha-tante"
30x mani mani eplo"d"ions ;)
Ja ne ... gut das ich nicht über Dubai fliege sondern über Paris - Yeah!
Tom
na, ob das unbedingt so viel besser ist, wird sich noch herausstellen. ich bleib bei lufthansa und frankfurt... da bin ich auf der sicheren seite!
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